Frühjahrstagung 2012 in Hungen

Landesverband Hessen: Frühjahrstagung 2012 in Hungen

Ein abwechslungsreiches Programm hatte Landeskulturwartin Gerlinde Kegel, die auch gekonnt die Moderation übernahm, für die Frühjahrstagung des Landesverbandes Hessen zusammengestellt. Auf die rund 70 Teilnehmer in Hungen wartete ein zweigeteiltes Programm. Während der Vormittag für Vorträge und Wissenswertes reserviert war, kamen die Besucher am Nachmittag in den Genuss eines bunten Programms.

Den Auftakt übernahm Katharina König, Landesjugendführerin in der Doppelspitze mit Mona Hafer, die eine ausführliche Darstellung der Egerland-Jugend Hessen übernahm. Aktuell findet die Jugendarbeit noch in fünf hessischen Gmoin statt. Braunfels, Dillenburg, Herborn, Hungen und Offenbach sind die hierin noch aktiven Gmoin. Katharina König stellte die Entwicklung von der Gründung bis heute für jede dieser Gmoi-Jugenden vor. Mit welchen Veranstaltungen und Aktivitäten diese Gruppen heute auf sich aufmerksam machen, wurde mit zahlreichen Bildern dokumentiert.

Gesangsduo Christa Voigt und Jürgen Zuber

Über die “Egerländer Heimatmuseen in der Oberpfalz”, mit dem Schwerpunkt auf dem Tachauer Heimatmuseum in Weiden, berichtete Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Bundeskulturwart, stellvertretender Bundesvorsteher und zugleich Heimatkreisbetreuer von Tachau. Seit September 2011 ist das neugestaltete und erweiterte Tachauer Heimatmuseum in Weiden zu besichtigen. Dr. Hamperl begann seine Reise durch die Exponate des Museums mit einem Bild vom Pfraumberg, dessen Burg als zweitälteste steinerne Burgruine in Böhmen, nach dem Hradschin in Prag, gilt. Eine fast ausschließlich deutsche Bevölkerung gab es bis 1945/46. Von den rund 40.400 Einwohnern des Kreises waren rund 39.200 deutschen Ursprungs. Große Waldflächen und – vom schlechten Klima negativ beeinflusste – Landwirtschaft kennzeichneten den Kreis. Saisonarbeiter gingen z.B. als Küchenhilfen oder Zimmermädchen nach Karlsbad und Marienbad. Industriemäßig gab es schwerpunktmäßig die Knopfherstellung (aus Holz und aus Perlmutt) sowie die Holzperlenfabrikation (z.B. für Rosenkränze). Während die meisten solcher Museen mit der Vertreibung enden, gelingt dem Tachauer Museum der Schritt in die Jetztzeit. So wird nicht nur die historische Herleitung, einschließlich des Aufkommens der Nationalsozialisten im Sudetenland, bis zur Vertreibung dargestellt, sondern auch das Leben danach. 32 untergegangenen Dörfern im Heimatkreis steht die Aufnahme von über 12.000 heimatvertriebenen Menschen allein in Weiden gegenüber. Insgesamt wurden aus dem Tachauer Land über 23.500 Menschen vertrieben. Wohnungsnot und zerstörte wirtschaftliche Existenzen kennzeichnen die Situation unmittelbar nach dem Krieg. Ihr stehen der umfangreiche Neubau von Wohnungen einschließlich neuer Stadtteile sowie ein beeindruckender wirtschaftlicher Neuanfang, mit der Nutzung des breiten Wissens der Vertriebenen verbunden, gegenüber. Weitere Informationen sind auf der Internetseite www.tachau.de erhältlich.

Kurt Heinl, Vüarstäiha der Gmoi Marburg, berichtete über ein Seminar aus Anlass der 950-Jahrfeier für Eger. Historische Spurensuche auf Basis von Fotos und dem Zurechtfinden vor Ort waren ein Teil des umfangreichen Programms. Mit 950 Lebensläufen sollte die Verbindung zwischen den Zeiten vor der Vertreibung und dem Heute hergestellt werden. Kurt Heinl erhielt für seinen eingereichten Lebenslauf die Nummer 750. Er bat um mehr Beteiligung bei solchen Seminarangeboten und verwies noch auf das Anfang Mai stattfindende Seminar “Historische Spurensuche – Geschichte im sächsisch-böhmischen Musikwinkel” hin. Der Anmeldeschluss liegt allerdings vor dem Erscheinen dieser Ausgabe.

Hermine Bender berichtete über Arbeiten im Hessenpark in Neu-Anspach. Im Haus aus Sterzhausen (Baugruppe Mittelhessen) besitzen die Egerländer eine kleine Ausstellung. Die stilgerecht eingerichtete Bauernstube bedurfte einiger Überarbeitung, mit den Arbeiten wurde bereits begonnen.

Nach dem Mittagessen kam die Zeit für volkstümliche Texte und Musik. Die Egerland-Jugend Hessen, besonders aus Dillenburg, Herborn und Hungen, zeigte mehrere Tänze, darunter waren der “Jägermarsch” und die “Sudetendeutsche Tanzfolge”. Mit “A Zwoaspåltige” brachte Edi Fenkel die Gäste zum Lachen. Karl Huyer glänzte mit “D´ Hoamat”. Und das Gesangsduo Christa Voigt und Jürgen Zuber aus Limburg bot überzeugend Lieder in Egerländer Mundart, wie z.B. das “Höihna-Augh-Lied”, dar. Vielstimmig wurde es bei dem Lied “Vöia Stoinla”, sangen doch viele Besucher mit. Einen nachdenklichen Ausklang liefert Landesvüarstäiha Bernhard Glaßl mit der Lesung von “Mein Leben”, des in Stiebenreith im ehemaligen Kreis Tachau geborenen Andreas Blaha.

Bericht und Foto:
Hans-Jürgen Ramisch