Egerland-Kulturhaus

Egerland-Kulturhaus

Seff Heil:

Das Egerland-Kulturhaus in Marktredwitz
Aufbau, Einrichtung und Erweiterung des Egerland-Kulturhauses in den Jahren 1973, 1996-1997

Eingedenk
der schweren Opfer, die den Egerländern durch die Vertreibung aus der angestammten Heimat auch als Folge des Zweiten Weltkriegs auferlegt sind,
eingedenk
der jahrhundertelangen geschichtlichen Entwicklung, weiche die Stadt Eger, das Egerland und die Egerländer mit dem bayerischen Nordgau und der Stadt Marktredwitz verbindet,
eingedenk
des ungebrochenen Willens der heimatvertriebenen Egerländer, unverbrüchlich an dem ererbten Volksgut festzuhalten, und
Kraft des
Auftrags, das Kulturgut der Heimatvertriebenen zu bewahren und die Heimatpflege und Volksbildung zu fördern, sind die Egerländer entschlossen, ein Egerland-Kulturhaus in Marktredwitz als ihre Heimstatt, als Hort der heimatlichen Kulturpflege und als Stätte der Begegnung zu bauen…..

Mit diesem Auszug aus der Präambel der Egerland-Kulturhaus-Stiftung wird deutlich gemacht, welch tiefgreifenden Beweggrund die Egerländer hatten, um den Mut und die großen finanziellen Opfer aufzubringen, ein solches „Zentrum der Egerländer“ zu errichten. Eine „Stätte der Begegnung“ für alle heimatvertriebenen Egerländer, aber auch für ihre stammesverwandten und heimatverbundenen Freunde war zu schaffen. Daß die Egerländer dieses Haus auf Altegerländer Boden errichten konnten, zu dem neben dem Stiftland (Waldsassen) auch die Frais und das Sechsämterland gehören, aber auch die Stadt Marktredwitz, die über viele Jahrhunderte hinweg als Tochterstadt Egers dem Egerland nicht nur in einer gemeinsamen Sprache und Kultur verbunden war, kann man als einen großen Glücksfall bezeichnen. Dank der Aufgeschlossenheit der Bürger dieser Stadt, des Stadtrats, der Oberbürgermeister Dr. Leonhard Holzberger und Hans-Achaz Freiherr von Lindenfels, sowie der großen Opferbereitschaft der Egerländer, der vorbereitenden Arbeit des Bundes der Eghalanda Gmoin e.V. und des unermüdlichen Einsatzes von Ernst Bartl, dem damaligen Bundesvüarstäiha des BdEG, aber auch Dank der finanziellen Mithilfe des Freistaates Bayern und der Bundesrepublik Deutschland, konnte das Egerland-Kulturhaus am 15. September 1973 seiner Bestimmung übergeben werden. Staatsminister Dr. Fritz Pirkl, der bei der Einweihung die Grüße des bayerischen Ministerpräsidenten und der Bayerischen Staatsregierung überbrachte, nannte deshalb das Egerland-Kulturhaus ein „Zentrum der böhmischen und bayerischen Egerländer“.

Das Haus ist mit Leben erfüllt

Im Erdgeschoß des Hauses befinden sich neben den kulturellen Einrichtungen der Egerländer die Büroräume der Euregio Egrensis sowie ein abteilbarer Saal, der vorwiegend von der Volkshochschule genutzt wird, die mit zahlreichen Veranstaltungen, Filmabenden, Kursen, Arbeitsgemeinschaften und Studierzirkeln das Egerland-Kulturhaus zusätzlich mit Leben erfüllt. Die mit über 30.000 Bänden ausgestattete Stadtbücherei ist, ebenso wie die dem Haus angegliederte Filiale der Städtischen Sparkasse, ein weiterer Anziehungspunkt für die Bürger der Stadt und die vielen auswärtigen Besucher. Die gut geführte und unter Feinschmeckern weithin bekannte Gaststätte „Egerland-Stuben“, sorgt für das leibliche Wohlbefinden der Besucher des Egerland-Kulturhauses. Im Kellergeschoß befinden sich zwei Bundeskegelbahnen. Stolz sind die Egerländer auf ihre eigenen Einrichtungen in diesem Haus, so auch auf die Studienbücherei, auch „Egerlandbücherei“ genannt, in der das Wissen um das gesamte Egerland gespeichert ist. Dieses lnformations- und Dokumentationszentrum enthält rund 10.000 Bücher und Dokumente zur Geschichte, Wirtschaft, Heimat- und Volkskunde, sowie zur Kunst und Kultur des Egerlandes. Der Bücherei angeschlossen ist die Egerländer Musikbücherei, das Egerländer Tonarchiv, sowie ein Film- und Bildarchiv. Zentrum des Egerland-Kulturhauses aber ist das EGERLAND-MUSEUM, das wahre Schätze von volkskundlichen, kunsthandwerklichen und kulturellen Schaffens aufweisen kann. Neben Egerländer Krippen, Porzellan, Glas- und Zinnarbeiten, Sandauer Dosen und Sprudelsteinarbeiten, kann man vor allem auch die Vielfalt der Egerländer Trachten bewundern. Die meisten dieser Kostbarkeiten waren bei der Vertreibung im Fluchtgepäck der Egerländer versteckt. Manche dieser Exponate sind auch unter vielen Gefahren über die scharf bewachte Grenze getragen worden. Im Gegensatz zu anderen Museen erfüllt das Egerland-Museum Marktredwitz die wichtige Aufgabe zu zeigen, daß nicht der materielle Wert der ausgestellten Exponate dem Hause Ansehen verleiht, sondern die Geschichten und Ereignisse, die mit dem ausgestellten Gegenstand im Museum in Verbindung stehen. Mit vielen hochinteressanten Sonderausstellungen, zu denen jeweils Kataloge erstellt wurden, hat das Egerland-Museum auf sich aufmerksam machen können. Die Zusammenarbeit mit den Museen im Egerland, in der heutigen Tschechischen Republik, hat sich dabei bestens bewährt.

Die Erweiterung des Egerland-Museums und des Egerland-Kulturhauses

Mehr als zwei Jahrzehnte nach der Eröffnung des Museums hat sich seit Beginn der neunziger Jahre gezeigt, daß die anfangs großzügig gedachten Räumlichkeiten nicht mehr ausreichen, um alle erworbenen und gestifteten Exponate der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Depoträume sind zu klein, um Wechselausstellungen zu gewährleisten und weitere Exponate einzulagern. Immer häufiger besteht nun die Möglichkeit, aus Nachlässen wertvolle Exponate zu erwerben bzw. als Leihgabe oder Schenkung zu erhalten. Seit mehreren Jahren liefen deshalb bereits die Bemühungen des Bundes der Eghalanda Gmoin e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadt Marktredwitz und der Egerland-Kulturhaus-Stiftung, um das Egerland-Museum zu erweitern. Wegen der grenzüberschreitenden Bedeutung des Egerland-Museums haben der Freistaat Bayern und die Bundesregierung trotz Haushaltsproblemen zugesagt, dieses Vorhaben finanziell zu unterstützen. Mit dem Anbau konnte im Jahre 1996 begonnen werden. Neben den vergrößerten Räumen für eine Dauerausstellung wird eine Egerländer Kunstgalerie eingerichtet, die bereits durch eine Stiftung des verstorbenen Egerländer Kunstmalers Prof. Richard Fleißner einen achtbaren Grundstock aufweisen kann. Für die Lagerung der bereits genannten Reihe der Sonderausstellungen und für geeignete Depots werden im Untergeschoß Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Mit einem beachtlichen Zuschuß der Stadt Marktredwitz wird das Egerland-Kulturhaus einen neuen Saal erhalten, der den heutigen Ansprüchen gerecht werden soll. Für die Euregio Egrensis werden mit Mitteln der Europäischen Gemeinschaft (Intereg II) die Euregio Büroräume erweitert und Seminarräume eingerichtet. Die Planung und Durchführung des Bauvorhabens liegt bei dem Architekturbüro Becker + Partner, Ulm, in den besten Händen. Mit dem Erweiterungsbau wird das Egerland-Kulturhaus Marktredwitz und insbesondere das Egerland-Museum seine grenzüberschreitende Kulturarbeit verstärkt fortfahren und erweitern können. Beim Egerlandtag 1995 wurde mit einem symbolischen Spatenstich der Beginn des Erweiterungsbaues eingeleitet. Am 21.6.1996 erfolgte die Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau, im Dezember 1996 konnte bereits das Richtfest gefeiert werden. Die Einweihung des Erweiterungsbaus erfolgte im September 1997 beim Egerlandtag.