Berühmte Egerländer

Berühmte Egerländer

Johannes von Tepl
(auch genannt: Johannes von Saaz, Johannes Henslin von Schüttwa)

Josef Schaffer
Architekt, Baumeister und geborener Marienbader

Frank P. Zeidler
Oberbürgermeister von Milwaukee/Wisconsin

Martin Behaim, lat.: Martinus de Boemia (1459 –1507)
Kartograf und Astronom

Josef Hanika,
(1900 – 1963)
Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München

Theodor Innitzer, (1875 – 1955)
Kardinal und Minister

Professor Franz Metzner, (1870 – 1919)
hervorragender Egerländer Bildhauer

Maria Treben, (1907 – 1991)
Autorin und Kräuter-/Heilpflanzenkundige

Vinzenz Püchner, (1870 – 1948)
Holzblasinstrumentenbauer aus Graslitz

Gallus Ritter von Hochberger, (1803 – 1901)
Brunnenarzt, Karlsbader Ehrenbürger

Johann Franz Ritter Loew von Erlsfeld, (1648 – 1725)
Arzt, Jurist u. Musiker

Einige ausgewählte Mitglieder der Pupp-Dynastie

Johannes Widmann, (um 1469 – um 1500)
Rechenmeister, Herausgeber des 1. deutschen Rechenbuches

Karl Johann Braun, Ritter von Braunthal, (1802 – 1866)
Dramatiker, Romancier und Dichter

Johannes von Tepl

(auch genannt: Johannnes von Saaz, Johannes Henslin von Schüttwa)

Der Egerländer Kulturpreis ist nach ihm benannt, nach unserem Landsmann “Johannes von Tepl”. Zwei der für die deutsche Literatur bedeutendsten Dichter stammen aus unserer ehemaligen Heimat: Franz Kafka und der Autor des „Ackermann aus Böhmen“.

Als Johannes lebte, gab es weder genaue Kirchenbücher, noch war die Fotografie erfunden, daher sind seine Lebensdaten nur vage, das nebenstehende Bild ist es auch. Der Originaltext seines Werkes „Der Ackermann aus Böhmen“ ist nicht erhalten. Die ältesten 16 Handschriften bzw. 16 Drucke stammen aus den Jahren 1450-1550, aus einer Zeit etwa 50 Jahre nach dem Tod des Autors. Mit dem Inhalt seines Werkes, das heute noch verblüfft und Bewunderung hervorruft, hat er den Nerv nicht nur seiner Zeit getroffen, sondern auch den späterer Generationen.

Geboren wurde er vermutlich zwischen 1345 und 1350 als Sohn des Pfarrers Johannes Henslin, wahrscheinlich in Schüttwa, im ehem. politischen Bezirk Bischofteinitz. Andere Quellen nennen Tepl als seinen Geburtsort.
Johannes erkrankte 1413 und starb 1414/15 in Prag. Er hinterlässt wohl fünf Kinder neben seiner Witwe Clara, die aller Wahrscheinlichkeit nach seine zweite Frau gewesen sein muß.
Johannes besuchte die Klosterschule zu Tepl mit Tschechisch und Deutsch als Unterrichtssprachen. Studiert hat er in Paris. In Prag wurde erst seit 1390 Römisches Recht gelehrt, wo er den Magistergrad sowie wissenschaftliche und juristische Kenntnisse erwarb. Sein Vater Henslin, „dominus“ genannt, Besitzer des Dorfes und amtierender Pfarrer, war wohlhabend genug, um das Studium seines Sohnes, sogar im Ausland, ohne größere Schwierigkeiten finanzieren zu können.
Johannes betätigte sich schon um 1373 als Notar und Stadtschreiber in Saaz, ab 1383 erscheint er als Leiter der dortigen Lateinschule. In diesen Ämtern wirkte er bis 1411. Danach wurde er als Stadtschreiber und Pronotar in der Prager Neustadt tätig. Unklar ist, ob diese Ernennungen noch durch Kaiser Karl IV. erfolgten oder erst durch König Wenzel. Letzterer sprach 1404 dem Johannes „für treue Dienste“ die Besteuerung jedes auf dem Saazer Markt Fleisch Verkaufenden zu. Die Gebildetenschicht Böhmens, wozu Johannes zu rechnen war, war durchweg dreier Sprachen mächtig, nämlich Tschechisch, Deutsch, Lateinisch. Johannnes von Tepl ist als Verfasser eines ergreifenden Streitgesprächs über den Tod bekannt.
Um 1401 verfasste er das Streitgespräch eines Ackermanns mit dem Tod, dessen erstes Exemplar er 1402 mit einem lateinischen Begleitschreiben an seinen Jugendfreund, den jüdischen Gelehrten Petrus Rother schickte.Zu Ehren seiner 1400 im Kindbett gestorbenen deutschsprachigen Gattin Margret, und in tiefem Schmerz um sie, machte er aus der lateinischen Disputation ein stilistisches deutsches Wortkunstwerk und eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Problem des Todes.„Der Ackermann aus Böhmen“ muß nach dem 1. August 1400, Margrets Todestag, entstanden sein. Der Dialog zwischen Ackermann und dem Tod ist geführt in strenger Form der Rede und Gegenrede, wohl dem Gerichtsprozess entlehnt. Dabei handelt es sich um die Wiedergabe eines Streitgesprächs zwischen einem Mann, dessen Frau gerade gestorben ist, und der sich selbst als Ackermann bezeichnet und dem personifizierten Tod, der von jenem Mann verklagt wird. Der Ackermann beschimpft dabei den Tod als schädlichen Ur-Feind aller Welt, als schändlichen Mörder aller Menschen, verflucht ihn ewiglich und fordert Gott auf, ihn aus der Schöpfung zu tilgen. Der Tod nennt ihn dafür töricht, denn alle irdischen Kreaturen müssen notwendigerweise zunichte werden.Er selbst, der Herr Tod, sei lediglich Gottes Hand, ein gerecht arbeitender Mäher. In 32 Kapiteln geht die Argumentation zwischen Kläger und Angeklagtem hin und her. Am Ende, im 33. Kapitel, spricht Gott das Urteil, indem er den Menschen in seiner Sterblichkeit gemahnt und den Tod daran erinnert, dass der seine Macht wiederum nur von Gott zu Lehen empfangen hat. Das letzte Kapitel umfasst ein umfangreiches Fürbittgebet, mit dem der Text endet. Eine Bemerkung zu Saaz und Schüttwa: Saaz war nachweislich eine deutsch geprägte Stadt.Sie hatte einen deutschen Bürgermeister und deutsche Stadtschreiber. Johannes von Saaz/Tepl schrieb seinen Ackermann für gebildete Deutsche in der Stadt. Der erste neu-hochdeutsche Text war aber keine Übersetzung oder Nachdichtung einer lateinischen Vorlage. Andererseits soll Johannes im damals rein tschechischen Schüttwa (Sitbor) im ehemaligen Bezirk Bischofteinitz aufgewachsen sein und Glossen sowie Gedichte in tschechischer Sprache geschrieben haben. Das alles ist gut 650 Jahre her und bewegt sich daher im Nebel der Geschichte. Sein Werk, das weltbekannte deutsche Streitgespräch zwischen Witwer und Tod, verwertet lateinische Stilistik. Es handelt sich um die erste neu-hochdeutsche Prosadichtung und um einen der frühesten humanistischen Texte nördlich der Alpen.

Der Text beginnt (damalige Originalsprache):
Grimmiger tilger aller lande, schedlicher echter aller werlte, freissamer morder aller guten leute, ir Tot, euch sei verfluchet! got, ewer tirmer, hasse euch, unselden merung wone euch bei, ungeluck hause gewaltiglich zu euch: zumale geschant seit imrner! Angst, not und jamer verlassen euch nicht, wo ir wandert; leit, betrubnuß und kummer beleiten euch allenthalben; leidige anfechtung, schentliche zuversicht und schemliche verserung die betwingen euch groblich an aller stat; himel, erde, sunne, mone, gestirne, mer, wag, berg, gefilde, tal, awe, der helle abgrunt, auch alles, das leben und wesen hat, sei euch unholt, ungunstig und fluchend ewiglichen! In bosheit versinket, in jamerigem ellende verswindet und in der unwiderbringenden swersten achte gotes, aller leute und ieglicher schepfung alle zukunftige zeit beleibet! Unverschampter bosewicht, ewer bose gedechtnuß lebe und tauere hin on ende; grawe und forchte scheiden von euch nicht, wo ir wandert und wonet: Von mir und aller menniglich sei stetiglichen uber euch ernstlich zeter geschriren rnit gewundenen henden !

Dr. Egon Ziegler


Josef Schaffer

Architekt, Baumeister und geborener Marienbader

Unser Landsmann wurde am 21. Mai 1862 in Marienbad geboren. In Pilsen besuchte er die Realschule und die Spezialschule für Architektur an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Nach Ausbildung und Studium war er drei Jahre als Architekt und Vorstand des Bauamtes im Wiener Stadtteil Untermeiding tätig.

Im Jahr 1889 vertraute ihm der 48. Abt Ambros Alfred Clementso (1831-1900) die Stelle des Architekten, Baumeisters und Direktors der Stift Tepler Klostereinrichtungen in Marienbad an. Mit seinem Schwiegervater, dem Baumeister Johann König, realisierte er in 41jähriger Tätigkeit eine Reihe von monumentalen Bauten im Stil der Neurenaissance. Das waren wie folgt:

Das Gesellschaftshaus Casino aus den Jahren 1898-1900, das Zentralbad erbaute Josef Schaffer in den Jahren 1889-1892 an der Stelle des alten Heilbads; es ist das repräsentativste Gebäude der Stadt; das monumentale Neue Bad, dieses Bauwerk errichtete der große Architekt im Stil der italienischen Neo-Renaissance in den Jahren 1893-1895; das Stadtkrankenhaus erbaute er 1898; den großen Saal im Gesellschaftshaus Casino 1900.
Das Gesellschaftshaus Casino
Das Neue Bad

Die Stadt wurde seinerzeit um die Teile des Bahnhofs erweitert, die bis dahin zu Auschowitz gehörten.
1902 dann wurde Marienbad zur Kreisstadt erhoben und stand seit dem auf dem Höhepunkt des gesellschaftlichen Lebens. Schaffer war viele Jahre Stadtrat; er erwarb sich große Verdienste um die Entwicklung unseres einstigen Welt-Kurortes.
1888 wurden die Stift Tepler Klosterbauten, das Prämonstratenser Stift wurde im Jahre 1192 gegründet, erheblich erweitert.
Die notwendigen Planungen lagen bei Josef Schaffer. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden unter dem 49. Abt Dr. Gilbert Helmer (1864-1944) der heutige Bibliothekstrakt neben der Kirche, und das Museum gebaut. Der Saal der Bibliothek ist 24 Meter lang, 12 Meter breit und über 15 Meter hoch.

1930 trat Josef Schaffer in seinen wohlverdienten Ruhestand. Für die stets herausragenden Leistungen ehrte ihn der bereits erwähnte Abt des Klosters Stift Tepl, Prälat Dr. Gilbert Helmer. Helmer war der letzte Abt und Ehrenbürger von Marienbad, Tepl und Weseritz und Ehrendoktor der Prager Universität.

Schaffer begeisterte sich auch für die Musik; er verehrte den Komponisten Anton Bruckner (1824-1896) ganz außerordentlich.

Am 15. Juni 1938, vor nahezu 75 Jahren, ist Josef Schaffer in seiner geliebten Heimatstadt Marienbad, im Alter von 76 Jahren, gestorben.

An das goldene Zeitalter Marienbads zwischen den Jahren 1870 und 1914 erinnern uns noch heute zahlreiche Jugendstil Um- und Neubauten von Kurhäusern, Hotels, Wandelhallen, auch Kirchen. Fast all das haben Architekt Josef Schaffer und seine Kollegen Friedrich Zickler, Arnold Heymann und Josef Forberich sehr professionell durchgeführt.
Dr. Egon Ziegler


Frank P. Zeidler (1912 – 2006)

Oberbürgermeister von Milwaukee/Wisconsin

Frank Zeidler wurde am 14., andere schreiben am 20. September 1912 in Tachau im südlichen Egerland geboren. Für die Amerikaner ist er in Milwaukee zur Welt gekommen, was nicht richtig ist. Mit seinen Eltern wanderte er, als er erst 2 Jahre alt war, in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Es waren rein politische Gründe, die Familie Zeidler veranlasst haben, zusammen mit ihren hochbegabten Söhnen Frank und Axel (ihn nannten die Amerikaner später dann Carl), diesen Schritt bereits vor dem ersten Weltkrieg zu tun.
Sie fanden in Milwaukee im Staate Wisconsin am Westufer des Michigansees eine neue Heimat. Die Stadt ist die am Deutschland ähnlichste der USA. Viele Zuwanderer kommen aus Deutschland. Außerdem ist Milwaukee die Bierstadt schlecht hin mit Firmen wie Miller. Darüber hinaus, und am Rande bemerkt, die Heimat der legendären Harley Davidson.

Die Entwicklung dieser Stadt wurde bereits im 19. Jahrhundert durch den starken Zuzug von deutschen Einwanderern geprägt. Vor allem nach der gescheiterten Revolution von 1848 zog es viele enttäuschte und verfolgte deutsche Demokraten in diesen Teil der USA, der erst kurz zuvor zur Besiedelung freigegeben worden war. Milwaukee hatte nahezu 400.000 Einwohner als die Familie Zeidler sich dort, im Mittleren Westen, niederließ.
Frank studierte sowohl an den Universitäten von Wisconsin als auch in Chicago. Beide Söhne wurden nach ihrem Studium Bürgermeister ihrer Heimatstädte; sie zeigten ein überaus großes soziales Engagement. Bruder Axel (Carl) bekleidete dieses Amt 1940 bis 1942, bevor er als Marineoffizier sein Leben verlor. Sein Schiff wurde vor der südafrikanischen Küste von einem deutschen U-Boot versenkt.
1948, wurde Frank P. Zeidler Milwaukee’s dritter und jüngster sozialistischer Bürgermeister. Er besiegte dabei 15 Kandidaten. Er blieb an der Stadtspitze bis zum Jahr 1960. Zugleich war er auch der letzte sozialistische Bürgermeister einer amerikanischen Großstadt.
Zeidler distanzierte sich scharf vom Kommunismus, vor allem dem sowjetischen. Er übernahm das Amt in einer Zeit, in der Milwaukee dringend eine Kommunalreform im Hinblick auf die wachsende Bevölkerung benötigte. So wurde noch immer der Hausmüll mit Pferdekarren eingesammelt. Ihm war das komplett zuwider, deshalb kaufte er die erste Flotte von Müll-LKW`s. Die Feuerwehr wurde modernisiert, die Größe der Zentralbibliothek wurde verdoppelt, Brücken und Straßen wurden umgebaut, ein großes Stadion, die Milwaukee Arena, errichtet und ein neues Museum ins Leben gerufen. Während seiner Amtszeit wurden 3.200 Wohnungen für Familien mit geringem Einkommen und für Veteranen erstellt. Darüber hinaus gründete er die erste Bildungs-TV-Station in Wisconsin.
Zeidler gewann die Neuwahlen 1952 und 1956. Am 6 Oktober 1959 versicherte er, dass er 1960 nicht mehr kandidieren werde. Er meinte: „Dieser Auftrag ist für einen Mann eine schreckliche Belastung“. Dabei muss man wissen, dass er mehrere schwere Krankheiten, einschließlich einer Virus-Infektion und zwei asiatische Grippen im Jahre 1957 überstanden hatte. Somit ein wirklich zäher Egerländer.

Als Bürgermeister war er weithin anerkannt und hoch angesehen, auch von Menschen, die mit seiner politischen Philosophie nicht einverstanden waren. Sein Ruf als ein Mann des Mitgefühls und der Integrität hat sich im Laufe der Jahre verfestigt. Er war erst 47 Jahre alt, als er aus dem Amt schied. In den folgenden Jahrzehnten arbeitete er als Lehrer, Vermittler, Arbeitsrichter und Berater.

Im Jahr 1976 war er Präsidentschaftskandidat der Sozialistischen Partei der USA; man wird es kaum für möglich halten, aber er gewann seinerzeit stolze 5.427 Stimmen. Er blieb seinem christlichen Geist und Glauben sein ganzes Leben treu.

Der geborene Egerländer starb hochbetagt am 7. Juli 2006 und ist in seiner Heimatstadt am Forest-Home Friedhof begraben. Er hinterließ seine Frau, die ehemalige Agnes Reinke, die er 1939 heiratete und mit der er sechs Kinder hatte.
„Er wird uns fehlen, wir vermissen ihn schon“, sagte Jeanne Zeidler, die jüngste Tochter und Bürgermeisterin von Williamsburg in Virginia.

Dr. Egon Ziegler


Martin Behaim, lat.: Martinus de Boemia, (1459 – 1507)

Kartograf und Astronom

Martin Behaim wurde am 6. Oktober 1459 in Nürnberg als ältestes Kind des Tuchhändlers Martin Behaim und seiner Frau Agnes Schopper von Schoppenhof geboren. Martins Eltern stammten aus Schwarzbach bei Bleistadt, zwischen Graslitz und Falkenau gelegen. Daher auch sein latinisierter Name. Sie gingen um die Mitte des 15. Jahrhunderts nach Nürnberg, weil sie sich in einer Metropole des Mittelalters bessere Geschäfte versprachen. Mit 17 Jahren kommt er nach Flandern, nach Mechelen, wo er den Tuchhandel erlernte; dann nach Antwerpen, wo er den Durchgangsstrassen des Weltmarktes näher ist. Dort erfährt er auch von den kühnen Vorstößen portugiesischer Seefahrer nach Süden, von der Einrichtung einer Seefahrtskommission, aber auch von dem Problem, das allen größeren Unternehmungen zur See entgegenstand, der Unmöglichkeit der sicheren Navigation. 1480 wechselte er von Antwerpen nach Lissabon, wo er Christoph Kolumbus kennen lernte.

König Johann II. von Portugal wählte ihn um 1483 in die Kommission zur Anfertigung eines Astrolabiums. Ein Grund für seine Aufnahme in die oberste nautische Behörde Portugals war, dass er sich bei Hofe als Schüler des berühmten Mathematikers und Astronomen Regiomontanus ausgab. Dieser machte ihn mit Tabellen und Messinstrumenten vertraut, mit deren Hilfe Seefahrer ihre Ortsberechnungen auf hoher See durchführen können.

In diesem Zusammenhang wurde vielfach behauptet, er habe die Ephemeriden (Sterntafeln) und den Jakobsstab des Regiomontanus nach Portugal gebracht und damit den Seefahrern die Ent- deckungsfahrten über die offene See ermöglicht. 1484 ward er als Kosmograph dem Admiral Diogo Cão beigegeben, welcher mit einer Flotte eine Entdeckungsreise der Westküste Afrikas entlang machte. Nach 19 Monaten zurückgekehrt, wurde er am 18. Februar 1485 von König Johann II. zum Ritter geschlagen.

Zu Hause werden die Ergebnisse sorgfältig ausgewertet. Sie helfen bei kommenden Erkundungs- fahrten. Diese Erfahrungen und Kenntnisse lassen Behaim später den Globus bauen. 1486 ließ er sich auf der Azoren Insel Fayal nieder, wo eine flämische Kolonie bestand, deren Statthalter Jobst van Huerter Behaims Schwiegervater wurde. Hier wohnte Behaim bis 1490, dann verweilte er, mit Ehren und Reichtümern überhäuft, von 1491 bis 1493 in Nürnberg.
Zusammen mit Glockengießer Kolberger fertigte er 1492-95 den Globus an. Mit Lehm wurde der Rohling geformt, um den Ton herum wurde Leinwandstoff geformt, vernäht und mit Leim verstärkt. Der Ton wurde herausgenommen. Später wurde diese Form mit Papier überzogen und bemalt. Der „Erdapfel“ stand früher auf einem hölzernen Fuß, der durch einen eisernen Dreifuß mit einem Meridianring ersetzt wurde; er dreht sich um eine schief gestellte Achse. Das heutige Metallgestell bekam der Globus 1510, nach seinem Tod.
Die Kartenvorlagen wurden vermutlich portugiesischen Seefahrtskarten entnommen, sowie aus Informationen mittelalterlicher Wissenschaftler und Reisebeschreibungen, sowie von eigenen Seereisen.
Vor mehr als 500 Jahren baute also Martin Behaim diesen Erdglobus, der seinen späteren Weltruhm begründet hat. Der Globus ist in der Tat die älteste erhaltene Darstellung der Urgestalt unserer Erde, obwohl er einige Fehler aufweist. Die Richtung einiger Flüsse und der Verlauf der deutschen Küste stimmen nicht. Nur Rom, Paris, Lissabon und Venedig liegen richtig. Selbst die Küste Westafrikas, die Behaim selbst befahren haben soll, ist fehlerhaft dargestellt.
Bis Anfang des 17. Jahrhunderts stand der Globus im Nürnberger Rathaus, dann wurde er der Familie Behaim übergeben. Dort wurde er 1823 auf dem Speicher wiederentdeckt. Seit 1906 stand er als Leihgabe im Germanischen Nationalmuseum; die Familie Behaim wollte ihn später in die USA verkaufen, was aber 1937 von Oberbürgermeister Liebel durch den Ankauf verhindert wurde. Das einmalige Werk, den „Erdapfel“ können Sie im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg besichtigen; es ist oft abgebildet und beschrieben, so z.B. in Doppelmayrs Historischen Nachrichten von nürnbergischen Mathematicis und Künstlern (1730).

Behaim kehrte 1493 über Flandern und Frankreich nach Portugal zurück, hielt sich nochmals bis 1506 auf Fayal auf und ging dann wieder nach Lissabon, wo er am 29. Juli 1506 verarmt in einem dortigen Hospital verstarb. Unser berühmter Landsmann, Vorfahre und wahrer „Erfinderkopf“ starb vor 505 Jahren. Er war, wie bereits erwähnt, sowohl mit Christoph Kolumbus als auch mit Ferdinand Magellan befreundet. Und Columbus hatte vermutlich seine Amerika-Entdeckung nicht zuletzt wegen dieses Behaim-Modells der Erde in Angriff genommen. Die Entdeckung Amerikas soll am 12. Oktober 1492 erfolgt sein.

1884 bereits hatte der damalige Nürnberger Oberbürgermeister Otto Freiherr von Stromer mit dem Entwurf eines Behaim Denkmals begonnen, das 1890 enthüllt wurde. Seit dieser Zeit zeigt das Bronzedenkmal den Erfinder als Ritter des Christusordens in Harnisch und Mantel mit Globus und Schwert. Am Nürnberger Theresienplatz können Sie es finden. Darüber hinaus wurde eine kleine Verbindungsstraße zwischen der Ludwig-Feuerbach-Straße und der Äußeren Sulzbacher Straße nach ihm benannt; auch ein Gymnasium trägt seinen Namen. 1837 wurde durch den bekannten Astronomen Johann H. Mädler (1794-1874) sogar ein Krater auf dem Mond nach ihm benannt. Wenn die erste dünne Sichel des Mondes am Himmel steht, fällt das Licht auf eine Reihe von Kratern, die am äußersten östlichen Rand des Mondes liegen. Genau in dieser Zone liegt der Krater, der seinen Namen trägt. Seine exakte Position ist 16,5°Süd und 79,4°Ost. Mit diesen Angaben könnten Sie den Krater freilich nur auf einer Mondkarte finden.
Dr. Egon Ziegler


Josef Hanika

(1900-1963)
Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München

Unser aller Landsmann wurde in Mies geboren, am 30. Oktober 1900; er starb am 29. Juli 1963 in München.
In seinem Geburtsort besuchte er Volksschule und Gymnasium. Schon als 17- jähriger trat er in die damals sehr bekannte und auch beliebte Wandervogel Bewegung ein, die ihren Ursprung in den Motiven der Romantik hatte. Zurück zu den Idealen der Natur, sich selbst verwirklichen und politisch bewusst keine Verantwortung übernehmen. Das wollten auch die Wandervögel. Ebenso teilten sie die kritische Einstellung gegenüber dem materiellen Geist und der technischen Entwicklung, die durch die Industriealisierung im 19. Jahrhundert unaufhaltsam voranschritt. Von 1919 – 1925 studierte er Germanistik, Volkskunde und Slawistik an der Karl-Ferdinands-Universität, das war seinerzeit die deutsche Universität in Prag. Während seines Studiums betätigte er sich als wissenschaftliche Hilfskraft und ab 1923 – 1927 war er Assistent am Seminar für deutsche Philologie an dieser Universität. Die Lehramtsprüfung für höhere Schulen in den Fächern Leibes- erziehung, Tschechisch und Deutsch legte er bereits im Jahr 1923 ab; im Jahre 1925 promovierte er zum Doktor der Philosophie mit der Dissertation „Hochzeitsbräuche der Kremnitzer Sprachinsel“.
Zu Ihrer Information: Die kleine Stadt Kremnitz liegt im westlichen Teil der Slowakei. In ihrer wechselvollen Geschichte gehörte sie mit einer großen deutschsprachigen Sprachinsel (bis 1947) bis zur Staatsgründung der Slowakei im Verlauf der Jahrhunderte zu Ungarn, Österrreich – Ungarn und der Tschechoslowakei.

Nach einer Lehrtätigkeit 1927 bis 1930 an der höheren Staatsgewerbeschule in Reichenberg, war er von 1930 bis 1938 an einem deutschsprachigen Gymnasium in Prag und 1938 und 1939 als Studienrat in Eger. Im Jahre 1938 erfolgte die Habilitation für das Fach Altertums- und Volkskunde an der Karl – Ferdinands – Universität in Prag.
Das ist die übliche Voraussetzung für die Berufung als Universitätsprofessor.

Noch etwas zur Karl-Ferdinands-Universität: Sie wurde ursprünglich 1348 von Karl IV. gegründet, 1654 erweitert und auch nach Ferdinand III. umbenannt, als eigenständige Institution hat sie seit der Aufteilung von 1882 neben der tschechischen Karls-Universität bis 1945 bestanden.
Josef Hanika trat 1938 in die Sudetendeutsche Partei ein, im gleichen Jahr auch in die NSDAP. All dies hinderte unseren Landsmann nicht daran, korres- pondierendes Mitglied der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechische Republik tätig zu sein.

Unter seinem maßgeblichen Einfluss wurde unsere Egerländer Tracht erneuert. Auf dem großen Trachtentag des Egerlandes am 25.7.1937 in Karlsbad trat die heute noch bestehende Verbundenheit von Volk und Tracht ganz besonders in Erscheinung. Diesen Tag kann man als Wiedererstehung der Egerländer Volkstracht bezeichnen.
Er baute eine volkskundliche Außenstelle der Reichenberger Sudetendeutsche Anstalt für Landes- und Volksforschung im Museum der Stadt Eger auf und wurde im Jahre 1943 außerordentlicher Professor für deutsche Altertums-und Volkskunde an der Karl- Ferdinands – Universität in Prag.

Josef Hanika erhielt die Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938, eine von Hitler gestiftete Auszeichnung für Verdienste um die Wiedervereinigung der sudetendeutschen Gebiete mit dem Deutschen Reich.
Im Mai 1945, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde unser Landsmann von einem tschechischen Kommando verhaftet. In einem Arbeitslager mit schwierigen Überlebensmöglichkeiten gelang es ihm nach Bayern abgeschoben zu werden. Im Jahre 1948 wurde er Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege in München.

Im Jahre 1951 erhielt er einen Lehrauftrag und wurde 1955 ordentlicher Professor für deutsche und vergleichende Volkskunde an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er veröffentlichte zwölf Bücher so z.B. „Volkskundliche Wandlungen durch Heimatverlust und Zwangswanderung“ und über hundert Aufsätze.
Hanika war Mitglied zahlreicher wissenschaftlichen Vereinigungen, so ab 1961 beim Collegium Carolinum in München, darüber hinaus Vorstandsmitglied beim Adalbert Stifter Verein, beim Witiko Bund, Vorsitzender des Instituts für Kultur- und Sozial- forschung in München.

Professor Hanika starb am 29. Juli 1963, noch nicht 63 Jahre alt, in München. Ein wirklich ereignisreiches Leben mit Höhen und Tiefen zeichnete ihn aus.
Dr. Egon Ziegler

Theodor Innitzer, (1875 – 1955)

Kardinal und Minister

Er wurde am 25. Dezember 1875 in der zum Egerland gehörenden Gebirgsstadt Neugeschrei – Weipert im Erzgebirge geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf; er musste nach dem Besuch der Pflichtschule als Lehrling in eine Textilfabrik gehen, um gemeinsam mit seinen beiden Geschwistern den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Aber sein Lehrer sowie sein Dechant Dr. Hora merkten bald die Begabung des kleinen Theodor und ermöglichten dem Arbeiterkind nach seiner Arbeit als Lehrling den Besuch des Gymnasiums in Kaaden an der Eger, wo er als Kostgänger bei 14 Kaadener Familien gegen Gottes Lohn Mittagessen und Abendbrot erhielt und mit Nachhilfe einiges Geld verdiente.
1898 legte er das Abitur ab. In jenem Jahr trat Innitzer in das Wiener Priesterseminar ein und nahm das Studium der Theologie an der Wiener Universität auf, das er 1902 mit der Bestnote abschloss. Theodor Innitzer wurde nach Abschluss seines Studiums am 25. Juli 1902 im Stephansdom in Wien zum Priester geweiht. Seine Heimatverbundenheit zeigte Innitzer, dadurch, dass er seine Primiz Messe am 3. August 1902 in seiner Heimatkirche in Neugeschrei hielt. Seine erste Tätigkeit war seine Arbeit als Kaplan in Pressbaum bei Wien, die er vom 28. August 1902 bis zum 31. August 1903 ausübte.
Am 19. Juni 1906 erfolgte seine Promotion zum Doktor der Theologie an der Universität Wien mit einer Dissertation über das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Epheser- und Kolosserbrief.

Neben seinen Studien arbeitete Dr. Innitzer auch in der Seelsorge, 1906 wird er erster Seelsorger der Neuen Herz Jesu-Kirche in Wien – Landstraße, deren Kirchendirektor er 1910 wurde. Dieser Kirche blieb er sein Leben lang verbunden.
Kurz darauf nahm die Wiener Universität seine Schrift „Johannes der Täufer nach der Heiligen Schrift und der Tradition“ als Habilitation an und berief ihn 1911 an den Lehrstuhl für Neu- Testamentliche Bibelwissenschaft als außerordentlichen Professor. 1913 wird er ordentlicher Professor. Über zwei Jahrzehnte lang blieb er der Theologischen Fakultät in Wien verbunden. Dreimal wurde er zum Dekan gewählt, von 1928 – 1929 bekleidete er das Amt des Rektors.
Er verwendete als erster seines Faches bei der Auslegung der Leidensgeschichte Gutachten medizini¬scher Fachgelehrter. Hieraus entstand sein mehrfach aufgelegtes wissenschaftliches Hauptwerk, der „Kommentar zur Leidens- und Verklärungsgeschichte.“ Er widmete sein Talent und seine Arbeitskraft jedoch nicht nur allein der Wissenschaft, er hatte auch entscheidenden Anteil an der kirchlich-kulturellen Arbeit des österreichischen Katholizismus. Bundeskanzler Schober berief den sozial engagierten Professor 1929 schließlich als Bundesminister für soziale Verwaltung in sein Kabinett. Hierbei erwirkte er gerade für die durch die Inflation besonders betroffenen Kleinrentner und -pächter materielle Erleichte- rungen; im Wohnungswesen und in der Jugendfürsorge setzte er soziale Akzente. Durch den Sturz des Kabinetts Schober im September 1930 wurde eine Politik des Ausgleichs jedoch verhindert; es zeichnete sich eine tiefe Staatskrise ab; so endete seine Arbeit als Minister.
Auf dem Höhepunkt der Krise, am 19. September 1932, wurde er als Nachfolger von Pfifft zum Erzbischof von Wien ernannt. Dies sollte noch nicht der Höhepunkt seines Lebens sein, am 13. März 1933 wurde der Erzbischof Theodor von Papst Pius XI. zum Kardinal ernannt. Es kam eine Zeit der Not. Bürgerkrieg und Diktatur stellten Dr. Innitzer vor übermenschliche Aufgaben und Entscheidungen, die bis heute nachwirken. Was muss dieser Mensch er- und gelitten haben, um die Kirche in dieser schweren Zeit vor dem Untergang zu bewahren.

Innitzer und der Episkopat standen der autoritären Umgestaltung der demokratischen Republik Österreich in einen Ständestaat durch Kanzler Dollfuß, der sich dabei auf die Idee der berufsständischen Ordnung der Sozialenzyklika “Quadragesimo anno” (1931) berief, insgesamt wohlwollend gegenüber.
Innitzer versuchte in den Jahren des Ständestaats durch den verstärkten Ausbau der Caritas und die Neubewertung der Laienarbeit den kirchlichen Beitrag zur Linderung der sozialen und gesellschaftlichen Krise zu erhöhen. Als im März 1938 das Ende des österreichischen Staates durch den gewaltsamen „Anschluss“ an Hitler Deutschland gekommen war, irritierte der Kardinal das In- und Ausland mit seiner Hoffnung auf ein leichtes und sogar gewinnbringen- des Arrangement mit den neuen Machthabern.
Noch am 15.März 1938 stattete Innitzer dem in Wien weilenden Hitler einen Höflichkeitsbe- such ab. Wenige Tage später, am 21. März 1938, unterzeichneten er und der Episkopat eine von dem Gauleiter Bürckel verfasste „Feierliche Erklärung“, in der die Bischöfe die Verdienste der NS-Politik würdigten und es dem österreichischen Volk zur „nationalen Pflicht“ machten, bei der anstehenden Volksabstimmung für den „Anschluss“ zu votieren. Die anfängliche Euphorie Innitzers, die auch in Rom Befremden hervorrief, sollte alsbald durch die kirchenfeindlichen Maßnahmen des NS Regimes beendet werden. Am 8. Oktober 1938 erstürmten Mitglieder von SA und HJ das erzbischöfliche Palais und bedrohten den Kardinal und seine Mitarbeiter.
Und dies alles nur einen Tag, nachdem der Kardinal im Rahmen einer Predigt die berühmten Worte gesagt hatte: „Euer Führer ist Jesus Christus!”
Bald darauf wurden kirchliche Presse und Vereine verboten und die Konkordatsbe- stimmungen – ähnlich wie in Deutschland für nichtig erklärt.
Innitzer rettete zahlreiche Menschen vor den Nazis, indem er in seinem Palais eine Erzbi- schöfliche Hilfsstelle für nicht arische Katholiken einrichtete.
Nach dem Krieg kümmerte er sich um den Wiederaufbau der beschädigten und zerstörten Kirchen und errichtete hierfür eigens ein erzbischöfliches Bauamt. 1948 feierte er zusammen mit der begeisterten Wiener Bevölkerung die Wiedereröffnung des Stephansdoms.

Das letzte wichtige Ereignis vor seinem Tod war seine Teilnahme am l. Allgemeinen Österreichischen Katholikentag, wo er als päpstlicher Legat auftrat.
Kardinal Innitzer starb am 9. Oktober 1955 um 4 Uhr 40 in Wien. Er wurde unter großer An- teilnahme der Bevölkerung im Stephansdom beigesetzt.
„Wann , wo und wie immer ich sterbe will ich sterben als treuer Sohn der heiligen Katholischen Kirche und in kindlicher Ergeben- heit gegen den Heiligen Stuhl.“
Diese Worte aus seinem Testament sind treffend für die geistige Haltung unseres großen Landsmannes.

In seinem Kardinalswappen steht sein Lebensmotto geschrieben:
„In Liebe dienen“ (in caritate servire). Dass er Erzbischof im Kardinalsrang ist, erkennt man am roten Kardinalshut („galero“) mit je 15 seitlichen Quasten sowie am erzbischöflichen, doppelten Vortragskreuz und dem Wappen seiner Egerländer Heimatstadt Weipert.

Dr. Egon Ziegler

Professor Franz Metzner, (1870 – 1919)

hervorragender Egerländer Bildhauer

Er wurde am 18. November 1870 in Wscherau bei Mies geboren; gestorben ist er am 24. März in Berlin. Er war der Sohn eines armen Egerländer Kleinbauern.

1886 begann er in Pilsen eine Lehre zum Steinmetz. Nach der Ausbildung arbeitete er zwischen 1890 und 1894 in verschiedenen Werkstätten, in denen er sich ganz selbständig weitere Kenntnisse der bildhauerischen Gestaltung aneignete, wie im Atelier von Christian Behrens in Breslau, in Zwickau, Dresden und Hamburg. Studienreisen rührten ihn nach Paris und Italien. Von 1892 bis 1903 lebte er in Berlin. In seinem 1896 eingerichteten Atelier gestaltete er kunstgewerbliche Gegenstände und Modelle für die Königliche Porzellan-Manufaktur. In diesen Werken zeigte sich schon früh ein harmonisches Zusammenspiel der Kunstrichtungen von Symbolismus (Malerei) und Jugendstil. Für seine Skulpturen erhielt er 1900 auf der Weltausstellung in Paris große Anerkennung.
Der vierte Platz in einem Wettbewerb für ein Kaiserin-Elisabeth-Denkmal im Volksgarten in Wien brachte ihm 1903 eine Professur für die Modellierklasse an der dortigen Kunstgewerbeschule, die er bis 1906 innehatte. In der österreichischen Hauptstadt pflegte er Kontakte mit Wiener Künstlern und Architekten; er wurde Mitglied der Wiener Werkstätte.
Anschließen war er wieder in Berlin, wo er sich in Zehlendorf-Mitte nach eigenem Entwurf Haus und Werkstätte baute. Sein Hauptwerk war der Figurenschmuck des vom Architekten Bruno Schmilz 1906-1913 errichteten Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig, den er zusammen mit seinem Lehrer Behrens ausrührte. Dafür fertigte er die Schicksalsmasken und Monumentalfiguren in der Ruhmeshalle, den Reiterfries in der Innenkuppel sowie die zwölf, fast 13 Meter hohen Krieger an, die 400 Tonnen wiegen.

Etwas über dieses wohl einmalige Denkmal:
Vor 150 Jahren tobte vom 16. bis 19. Oktober 1813 bei Leipzig die Völkerschlacht. An dieser Schlacht beteiligten sich um die 500.000 Soldaten. Den 190.000 Soldaten Napoleons standen im Kampf etwas mehr als 300.000 Verbündete gegenüber: 22.000 Russen, 16.000 Preußen, 12.000 Österreicher und 300 Schweden fielen bei Leipzig.
Gleichzeitig zur Erinnerung und Mahnung an diesen, aus heutiger Sicht, unsinnigen Kampf wurde das Völkerschlachtdenkmal errichtet. Mit seiner Höhe von 91 Metern ist es das größte Erinnerungs-Mal in Europa.

In Berlin und Prag gestaltete er zahlreiche Fassaden von Geschäftshäusern mit bauplastischem Schmuck, wie unter anderem an dem von Bruno Schmitz 1905/07 erbautem Weinhaus Rheingold an der Bellevuestraße, dem von William Müller 1910/11 errichteten Verlagshaus J. Springer in der Linkstraße oder dem durch Oskar Kaufmann 1912/13 am Nollendorfplatz entstandenen Lichtspielhaus „Cines-Theater”.
Alle drei Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Noch erhalten ist die Volksbühne am damaligen Bülowplatz, heute Rosa-Luxemburg-Platz, für die Metzner 1914 die Bildwerke schuf. 1909 entstanden Arbeiten am Geschäftshaus des Wiener Bankvereins in Prag und 1910 für das dortige Gebäude der tschechischen Zuckerindustrie. Babelsberger Platz (1907-1910) Auch die Skulpturen am Mannheimer Wasserturm schuf der Künstler Franz Metzner.
Bemerkenswerterweise trug der besagte Bülowplatz zwischen 1910 und heute ganz verschiedene Namen: Bülowplatz (1910-1933), Horst-Wessel-Platz (1933-1945), Liebknechtplatz (1945-1947), Luxemburgplatz (1947-1969) und Rosa-Luxemburg-Platz (seit 1969).
1919 raffte ihn die damals in Berlin grassierende Grippeepidemie hinweg. Er wurde nur 49 Jahre alt. In seinem Todesjahr 1919 wurde er zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin, Sektion für die Bildenden Künste ernannt und in seiner Heimat gründeten deutsche Künstler 1920 in Erinnerung an ihn den „Metzner-Bund“, der bis 1945 bestand. Abschließend kann man feststellen, dass er seine Monumentalfiguren schlicht und ausdrucksstark gestaltet hat; er reduzierte die Darstellungen auf das Wesentliche.
Im Münchner Norden, liebe Landsleute, kann man die Franz Metzner Strasse finden.
Nebenstehende schwarz patinierte Bronze Skulptur „David und Goliath“ aus dem Jahr 1908 ist 70 cm hoch. Ihr Wert wird auf 20.000 € geschätzt.

Dr. Egon Ziegler

Maria Treben, (1907–1991)

Autorin und Kräuter-/Heilpflanzenkundige

Unsere bekannte Egerländerin wurde am 27. September 1909 als mittlere von drei Schwestern in Saaz geboren. Ihr Vater war der Zeitungsverlegers und Druckereibesitzers Günzel. Ihre Mutter war Hausfrau. Als Maria 10 Jahre alt war, verlor sie bei einem tragischen Unfall, bei dem scheuende Pferde vor seinem Auto durchgingen, ihren Vater. Zwei Jahre später zog die Mutter mit ihren drei Töchtern nach Prag; Maria schloss hier 18-jährig das Lyzeum ab und fing zunächst als Praktikantin beim „Prager Tagblatt“ an; später bekam sie eine Anstellung in der Redaktion. Sie war dort 14 Jahre lang beschäftigt und arbeitete im Nebenberuf für den Schriftsteller Max Brod (1884-1968).
1939 dann, mit 32 Jahren, heiratete sie den Ingenieur der Oberösterreichischen Kraftwerke AG, Ernst Gottfried Treben. Das Ehepaar zog nach Kaplitz im Böhmerwald in das Elternhaus ihres Mannes. Maria gab ihren Beruf auf und wurde Hausfrau. Einige Jahre später kam Kurt, der einzige Sohn, zur Welt.
Nach dem Krieg, Ende 1945, wurde die Familie Treben, wie viele andere Deutsche auch vertrieben und Ernst Treben kam in Gefangenschaft.
Maria und ihr kleiner Sohn verbrachten zwei Jahre lang in verschiedenen Flüchtlingslagern. Nach der Zeit im Lager lebte die Familie Treben in Österreich, zunächst im Mühlviertel und später bauten sie im oberösterreichischen Grieskirchen ein Haus, wo Maria Treben bis zu ihrem Tod gelebt hat.
Anfang 1947 erkrankte Maria Treben an einer schweren Infektionskrankheit des Bauchraumes. Mangels Medikamentenvorräten im eilends aufgesuchten Krankenhaus, befürchtete man, dass Maria Treben sterben würde. Ein engagierter Arzt ermunterte die Krankenschwestern jedoch, Schöllkraut zu sammeln, dessen Saft Maria Treben eingeflösst wurde. Ihr Zustand verbesserte sich schnell und im Laufe von Monaten genas sie wieder. Die besondere Liebe zum Schöllkraut hatte sie zeitlebens.
Anzumerken ist hierbei: Wegen der hochdosierten Anwendungsempfehlungen zu dieser leicht giftigen Pflanze musste sich Maria Treben auch vielen Kontroversen aussetzen.
Dazu Maria Treben in ihrem Buch „Aus meiner Hausapotheke“:
Meine Kritiker machen es sich zu leicht, wenn sie das Wissen unserer Vorfahren einfach als Quacksalberei abtun. Das Schöllkraut, diese grosse Heilpflanze, heißt im Volksmund Herrgottsblatt, Herrgottsgnade und Gottesgabe. Als einzige Pflanze hat es so großartige Prädikate bekommen. Und das ist doch sicherlich ein Zeichen dafür, dass es wirklich eine wertvolle Volksheilpflanze ist.
Ihr Leben lang hatte Maria Treben sich mit Heilpflanzen und der Natur beschäftigt, doch erst die Begegnung mit Richard Wilfort, einem Biologen, weckte die intensive Begeisterung für die Kräuterkunde in ihr.
1971, mit 64 Jahren, hielt Maria Treben ihren ersten Kräutervortrag vor kleinem Publikum. Im Laufe der Jahre wuchs die Zahl ihrer Zuhörer beständig an, bis sie, ab 1977, auch bei uns in Deutschland Vorträge hielt. Die Zughörerschaft ging in die Tausende.

1980 erschien Maria Trebens erstes Buch: „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“.
Es wurde in mehr als 20 Sprachen herausgegeben und erreichte eine Gesamtauflage von über acht Millionen Exemplaren.

Im Laufe der nächsten Jahre schrieb Maria Treben noch viele erfolgreiche Bücher und wurde zu einer weltweit bekannten Kräuterkundigen. Die Lehre der Maria Treben ähnelt der Lehre von Pfarrer Sebastian Kneipp; sie ist sehr stark von ihrem christlichen Glauben inspiriert. Ihr Schwerpunkt liegt jedoch vorwiegend auf den Kräutern.
Von klein auf wuchs Maria Treben mit Heilpflanzen auf. Sie nutzte sie vorwiegend auf der Basis der Erfahrungsheilkunde der ländlichen Bevölkerung. Daher sind es auch vor allem die heimischen Kräuter, die von ihr empfohlen werden. Diesen Schwerpunkt auf heimische Heilkräuter teilt Maria Treben mit Paracelsus (1493-1541), dem Schweizer Arzt und Naturforscher, dem die einheimischen Kräuter ein besonders wichtiges Anliegen waren. Ganz besonders schätzt Maria Treben den Schwedenbitter, auch Schwedenkräuter genannt. Hierbei handelt es sich um einen alkoholischen Auszug einer starken, aus folgenden 11 Kräutern bestehenden Kräutermischung: Aloe, Myrrhe, Safran, Sennesblätter, Naturkampfer, Zitwerwurzel, Manna, Eberwurzel, Angelikawurzel, Rhabarberwurzel und Theriak venezian. Man kann diesen Aufguss für vielerlei Zwecke einsetzen, vor allem in der äußerlichen Anwendung. Schwedenkräuter sind sozusagen eine Allround-Medizin. Die Schwedenkräuter und die daraus bereiteten Lebenselixiere erhielten ihren Namen von zwei schwedischen Ärzten, Dr. Claus Samst, Rektor der Medizin, und Dr. Urban Hjärne, die im 17. Jahrhundert lebten. Dr. Hjärne war Paracelsus Anhänger und hat sich zweifellos von ihm inspirieren lassen.
Man kann aber nicht ausschließen, dass seine Rezepturen bereits seine Vorfahren kannten, die sich durch fleißige Anwendung alle ein hohes Alter sicherten. Dr. Samst wurde 104 Jahre alt, bevor er bei einem Reitunfall ums Leben kam. Dr. Hjärne wurde 83 Jahre alt, was zur damaligen Zeit fast ein Wunder war.
Maria Treben ist ganz durchdrungen von ihrem christlichen Glauben und bringt auch die Pflanzenheilkunde (Pythotherapie) damit in enge Verbindung. Ihr Credo könnte lauten, dass Gott durch die Pflanzen heilt.

Am 26. Juli 1991 starb Maria Treben in Grieskirchen (Österreich) nach einem wahrhaft erfüllten Leben.

Gestatten Sie mir noch einige Zusätze, um deren Beachtung ich Sie bitten möchte:
Maria Treben stellt in ihren Büchern Heilkräuter zwar wirkungsvoll, aber, weil „Naturprodukte“ – im Prinzip als harmlos dar. Heilpflanzen haben eine nachweisbare medizinische Wirkung und können daher, wie bei anderen Arzneien selbstverständlich, Nebenwirkungen aufweisen. Insbesondere bei wild gesammelten Pflanzen, ist der Gehalt an Inhaltsstoffen weder konstant noch kontrollierbar; auch sind diese Pflanzen mittlerweile oft stark chemisch belastet. Überdosierungen sind wie bei allen Arzneimitteln möglich, und umweltbedingte Schadstoffe können nie ganz ausgeschlossen werden.

Dr. Egon Ziegler

Vinzenz Püchner, (1870 – 1948)

Holzblasinstrumentenbauer aus Graslitz

Unser Landsmann Vinzenz Püchner wurde am 8. Juli 1870 in Graslitz geboren. Sehr früh verlor er seine Eltern; Familie Geßner nahm ihn als Pflegesohn auf. Hier kam er schon als kleiner Bub mit dem Blasinstrumentenbau in Berührung. Er lernte Oboe, Klarinette und Fagott spielen, wurde später ein gesuchter Musiker und leitete einen Kadettenchor.
Den Holzblasinstrumentenbau erlernte er bei „Vinzenz Kohlert’s Söhne“ in Graslitz, einer 1840 gegründeten Firma, die alle Holzblasinstrumente vom Piccolo bis zum Kontrafagott fertigen konnte.
Damals war es für Handwerker üblich, auf Wanderschaft zu gehen; anschließend kehrte er in seine Erzgebirgs-Heimat zurück und machte sich selbständig.
Die besondere Sorgfalt beim Bau seiner Oboen, Klarinetten, Fagotte und Flöten war ihm äußerst wichtig. Bei der Entwicklung und Ausführung dieser Instrumente profitierte er von seiner Erfahrungen als Musiker. Er beteiligte sich früh an regionalen Ausstellungen (in Aussig 1903 und in Komotau 1913), erhielt goldene Medaillen und verschaffte so der noch jungen Firma ein beachtliches Ansehen. Auch persönlich genoss er großes Ansehen innerhalb der Stadt Graslitz. Hier hatte er mehrere Ehrenämter inne, so war er der Innungs-Obmann.
Vinzenz Püchner gehörte das Anwesen Am Graben 543 in Graslitz, wo er mit seiner Frau Antonia lebte, die außer dem erstgeborenen Josef noch fünf weitere Kinder zur Welt brachte.
Genau am 25. August 1897, als der erstgeborene Josef Püchner in Graslitz, damals noch Teil der Österreich/Ungarischen Donaumonarchie, geboren wurde, meldete sein Vater Vinzenz ein selbständiges Gewerbe als Holzblasinstrumentenmacher an.
Josef ergriff den Beruf des Vaters, absolvierte seine Lehre in der väterlichen Werkstatt und besuchte die Fachschule für Instrumentenbau, die er mit der Meisterprüfung abschloss.
Erst siebzehnjährig musste Josef 1914 bei Beginn des ersten Weltkrieges die Firmenleitung übernehmen, weil sein Vater Vinzenz zum Militär eingezogen wurde. Aber auch Josef musste dann von 1915 bis 1918 zum Militärdienst.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Graslitz Hauptsitz der österreichischen Instrumentenfabrikation.
Um der steigenden Nachfrage gerecht werden zu können, musste die Püchnersche Werkstatt immer wieder erweitert werden. 1938 kaufte man ein weiteres Haus für die Fagottwerkstatt und das Lager.

Schon bald nach der Eingliederung in das Deutsche Reich wurden viele Mitarbeiter der Firma Püchner zum Militär einberufen. Die Führung des Familienunternehmens oblag nun Josef Püchner. 1924 hatte er Paula Ubl geheiratet, und beider Kinder Gerta und Walter Püchner halfen schon in der Firma.
1945 wurde Firma Püchner aufgrund der rassistischen Beneš Dekrete enteignet und stand bis 1947 unter Nationalverwaltung. 1947 kam eine Kommission aus Prag und verkündete die Liquidation der Firma. Vinzenz Püchner nahm seine Mütze ab und sagte zu dieser Kommission folgende Worte: Der Herr hat`s gegeben und die Herren können es nehmen. Die Stille, die nach Großvaters Abgang herrschte, vergesse ich nie, so sein am 19. April 1930 geborene Enkel Walter.
Drei Monate vor dem fünfzigsten Jubiläum wurde die Firma auf diese Weise liquidiert und dem tschechischen Staatsbetrieb Amati einverleibt, für den dann Sohn Josef Püchner als Ausstimmer tätig werden musste. Hierdurch war er als unabkömmlich eingestuft und die die ansonsten staatlich betriebene Vertreibung galt nicht für Familie Püchner.
Nach der Vertreibung ließ man sich schließlich im hessischen Bad Nauheim nieder, wo schon andere Graslitzer Instrumentenmacher einen neuen Standort gefunden hatten.
Josef Püchner konnte dann im Juni 1948 seiner Familie nachfolgen.

Vinzenz Püchner starb nur wenige Monate nach der „Aussiedlung“, am 23.11.1948, in Bad Nauheim. Am 4. Juli 1988 verstarb Sohn Josef im Alter von 91 Jahren.

Dr. Egon Ziegler

Gallus Ritter von Hochberger, (1803 – 1901)

Brunnenarzt, Karlsbader Ehrenbürger

Unser Landsmann wurde am 5. Oktober 1803 in Wohlau, nahe Podersam, geboren. Er starb in hohem Alter, im 98. Lebensjahr, in Karlsbad am 4. Februar 1901.
Nach Schule und Studium ließ er sich 1830 in Karlsbad als praktischer Arzt nieder und praktizierte mehr als siebzig Jahre Er war damals der älteste noch tätige Arzt der k.u.k. Monarchie. Als Goethe in unserem Weltbad zur Kur weilte, traf er den Dichterfürsten kurz vor dessen Tod. Goethe starb bekanntlich 1832.

1832 wurde er noch Cholera-Arzt für den Bezirk Welwarn (Velvary) im Kreis Prag.
1843 wurde er landesfürstlicher Brunnenarzt und Stadt-Physikus. Gleichzeitig war er ein bedeutender Schriftsteller auf balneologischem Gebiet, das ist die Lehre von der therapeutischen Anwendung natürlicher Heilquellen. Mit seiner Tatkraft sicherte er der Stadt Karlsbad das Eigentumsrecht an allen auf ihrem Gebiet vorkommenden Thermal- und Mineralquellen. So gelang es ihm, die QuellenVerwaltung in städtischer Regie zu behalten.

Lesen Sie weitere Daten aus Hochbergers erfolgreichem Leben:
1849 wurde er Mitglied des böhmischen Landtages, letzteres war die offizielle Bezeichnung des Landtages des Königreiches Böhmen in Prag; er war über mehrere Jahrhunderte, bis 1913, für die Verwaltung des Königreichs Böhmen zuständig.
1862 wurde er Ehrenbürger von Karlsbad, Franzensbad und Podersam.
1883 ernannte man ihn zum k.u.k. Hofrat.
1850 die Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone und
1856 erhielt er den Österreichisch-kaiserlichen, Orden der eisernen Krone, das ist der goldene Kronenorden, der mit der Erhebung in den Ritterstand verbunden war. (Diesen Orden stiftete seine Majestät Kaiser Franz I., am 1. Jänner 1816).
Ritter von Hochberger erhielt darüber hinaus viele Auszeichnungen deutscher, portugiesischer, griechischer, brasilianischer Fürstenhäuser.
Die Schützengilde stiftete ihrem Hauptmann 1890 in Denkmal.

Das Kurhaus in der Stadt wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Armee-Sanatorium und auf Betreiben des Badearztes Dr. Gallus von Hochberger gegründet.
Sie finden es in der unmittelbaren Nähe der berühmten Mühlbrunnen- und Parkkolonnade.
Im Kurhaus selbst entspringt eine der Heilquellen, die Hochberger Quelle, die relativ unbekannt ist, ist sie doch in einem fast unzugänglichen Raum im Kellergeschoss des Militär Kurhauses, gründlich versteckt, angesiedelt.

1851 wurde beim Bau des Hauses diese Quelle entdeckt und hier ist sie immer noch.
Noch heute kann man die Büste aus Diorit, einem Tiefengestein, des Erbauers Dr. Gallus von Hochberger im Innenhof des Kurhauses bewundern.
Lesen Sie bitte, liebe Landsleute, zum Schluss etwas ganz Allgemeines zu den Karlsbader Kuren:
In Meyers Konversationslexikon stand 1898 darüber: „Man trinkt des Morgens 3-6 Becher und gebraucht sowohl Mineralwasser- und Dampfbäder als auch mit vielem Erfolg Moorbäder, zu denen die Schlammerde dem Franzensbader Moorlager entnommen wird.
Von Wichtigkeit sind auch die Quellenprodukte von Karlsbad und zwar das Sprudelsalz, welches durch Abdampfung der Sprudelquelle gewonnen wird.
Die jährliche Versendung an Karlsbader Mineralwasser betrug über 1 Mill. Flaschen und Krüge, an Sprudelsalz und Sprudelseife über 23 t.“ Kamen 1756 erst 134 Familien in der Kursaison, waren es Ende des 19. Jahrhunderts im Schnitt 26.000 Kurgäste, 1911 dann fast 71.000.

Dr. Egon Ziegler

Johann Franz Ritter Loew von Erlsfeld, (1648-1725)

Arzt, Jurist u. Musiker

Unser aller Landsmann wurde in Plan geboren, am 26. März 1648; er starb am 25. März 1725 in Prag. Ab 1661 besuchte er das Jesuitengymnasium in Eger. Anschließend studierte er an der Deutschen Karls-Universität in Prag Philosophie, absolvierte dort auch ein Studium der Medizin mit Promotion zum Doktor der Medizin, wurde 1672 Brunnenarzt im Weltkurort Karlsbad und setzte seine Studien in Rom fort mit einer weiteren Promotion zum Doktor der Rechtswissenschaften. Er wurde Leibarzt des Fürsten und Feldmarschall Johann Adam zu Schwarzenberg, kam mit ihm nach Linz, wo Kaiser Leopold I. von Habsburg residierte, wurde auch dessen Leibarzt und Professor an der Karls-Universität Prag.
Als Reisebegleiter des jungen Baron Wenzel Zakawetz reiste er nach Italien, wo er sich in Rom und Neapel aufhielt. Studierte in Rom Rechtswissenschaft u. wurde 1675 Dr. jur. 1676 erfolgte die Rückkehr nach Prag u. Eröffnung einer ärztlichen Praxis. Zeich¬nete sich besonders aus als Arzt in den Pestjahren 1679 u. 1680. 1684 Prof. der Medizin u. Mitglied der juridischen Fakultät der Deutschen Karls-Universität in Prag. 1685 erhob ihn Kaiser Leopold I. in den Adelsstand mit dem Prädikat Ritter von Erlsfeld. Von 1685-1722 war er 22-mal Dekan der Medizini¬schen Fakultät und 3-mal Rektor der Prager Universität. Er war nicht nur Leibarzt des Kaisers Karl VI., er genoss auch als medizinischer Schriftsteller großes Ansehen, insbesondere seine medizinischen Veröffentlichungen, die sich besonders der Bekämpfung der Pest widmeten, fanden große Beachtung. Er war Sachverständiger einer Kommission, die am 15.4. 1719 das Grab des Johann von (Ne)-Pomuk im Veitsdom zu Prag öffnete, um dessen Zunge auf ihre unverfälschte und konservierte Echtheit zu prüfen.
Er war Eigentümer des Landsitzes Modletitz (Modletice) östlich von Prag und war seit 1707 verheiratet mit Johanna Margarita Cassini de Bugella, die aus der italienischen Gelehrtenfamilie Cassini stammte, und eine Schwester des Professors der Medizin und Rektor der Universität Prag Johann Anton Cassini de Bugella war. Sein Sohn war der königlich böhmische Vizelandschreiber Johann Joseph Ignaz Ritter Loew von Erlsfeld (1673-1716). Im Jahre 1707 heiratete dieser Elisabeth Alsterle von Astfeld, aus dem Ratsbürgergeschlecht der Ulster, genannt Alsterle von Rosenthal in Budweis.

Dr. Egon Ziegler

Einige ausgewählte Mitglieder der Pupp-Dynastie

  • Johann Georg Pupp, geb. am 17. April 1743 in Weltrus bei Schlan, 25 Kilometer nördlich von Prag gelegen, gest. 16. Februar 1810 in Karlsbad; er war der Sohn von Georg Pupp, der 1705 erwähnt wurde.
  • Heinrich Pupp, geb. 9. Dezember 1813 in Karlsbad, gest. 7. Juni 1864 in Karlsbad.
  • Anton Heinrich Vinzenz Pupp, geb. am 5. April 1841 in Karlsbad, gest. am 7. Oktober 1907 in Karlsbad.
  • Julius Pupp, geb. am 11. März 1844 in Karlsbad, gest. am 31. März 1902.
  • Karl Heinrich Pupp, geb. am 4. November 1867 in Karlsbad, gest. am 24. Januar 1926 in Karlsbad.
  • Julius Pupp, geb. am 24. März 1870 in Karlsbad, gest. am 2. November 1936 in Karlsbad.
  • Leo Anton Friedrich Johann Pupp, geb. am 1. Januar 1896 in Karlsbad, gest. am 15. Mai 1936 in Karlsbad.
  • Liebe Landsleute, Sie sehen, dass die Karlsbader Dynastie sehr viele bedeutende Mitglieder hatte; von einigen soll hier berichtet werden. Das Geschlecht, das ursprünglich „Popp“ geheißen haben soll, stammte aus Weltrus im Schlaner Bezirk. Der im Jahre 1743 geborene Johann Georg Pupp war Zuckerbäcker beim Grafen Rudolf Chotek und ging, nach Arbeit suchend 1760 nach Karlsbad. Er heiratete Franziska, die Tochter seines Arbeitgebers, des Zuckerbäckers Peter Mitterbacher und wurde dadurch zum Mann mit einem gewissen Vermögen. Er kaufte den sog. Böhmischen Saal. Hier befindet sich heute das Grandhotels Pupp. Nach der Modernisierung auf Veranlassung von Johann Georg wurde der Böhmische Saal zum Treffpunkt der Hautevolee (Oberschicht), der städtischen Honoratioren und des internationale Kurpublikums. Er wurde zum Begründer der berühmten Karlsbader Hoteldynastie. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Josef den Betrieb und hinterließ es seiner Witwe Barbara, was nicht im Sinne seines Vaters gewesen ist. Nach diversen Erbstreitigkeiten gelang es dem gelernten Zinngießer Heinrich Pupp, Sohn des Johann Peter Pupp, schrittweise 60% des Böhmischen Saales zu kaufen; so konnte er die Besitzungen zusammenführen, die dann zur wirklichen Hotelgründung führten. Er starb am 7. Juni 1864 in Karlsbad. Seine Söhne Anton Heinrich Vinzenz (siehe Bild), Julius und Heinrich erbten Vaters Anteil am Böhmischen Saal, samt den Grundstücken.

    Durch gezielte Einkäufe von Grundstücken und Liegenschaften gelang es ihnen bis zum Jahre 1870, den Böhmischen Saal und einen Teil der benachbarten Häuser zu übernehmen. Übrigens heiratete Anton Heinrich Vinzenz Pupp, der Zuckerbäcker gelernt hatte, 1866 in die Familie Mattoni ein; er ehelichte Maria, die Schwester unseres bekannten Landsmannes Heinrich Edler von Mattoni, dem Mineralwasserexporteur. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor. Im Jahr seiner Heirat errichtete er im Böhmischen Saal eine große Konditorei und im Haus „Englische Königin“ eine Bäckerei. Der 1844 geborene Julius Pupp, ein tüchtiger Geschäftsmann, der 1890 Mitbegründer der zur Aktiengesellschaft umgewandelten Grand Hotel Pupp AG war und zugleich Präsident des Aufsichtsrates wurde. Auch er zeugte sieben Kinder. Er starb 1902 in Karlsbad. Die Gebrüder Pupp wurden am 20. Juni 1872 offiziell Geschäftspartner. Unter der Führung der Brüder Anton Heinrich Vinzenz, Julius und Karl Heinrich blühte dieses Hotel buchstäblich auf und erreichte Weltruhm. Etliche Neubauten wurden errichtet; u.a. baute man auf erworbenen Grundstücken der hem. Papierfabrik Pirkenhammer. Dort legte man 1879 eine hoteleigene Gärtnerei an. Im Laufe der Jahre übernahmen ihre Söhne die Führung.

    Julius Pupp starb im Jahre 1902, Karl Heinrich Pupp verbrachte seinen Ruhestand in Wien. Anton Heinrich Vinzenz Pupp, der umtriebigste der drei Brüder, starb am 7.Oktober 1907. Er war ein großer Spender und Sponsor in Karlsbad und nahm sich sozial Schwacher an. Er baute so stattliche Häuser wie Goldene Harfe, Qisisana, Themis und Thalfried. Seit 1908 führten die Firma Julius, Theodor und Karl Pupp. Karls Sohn Leo Anton Friedrich Johann Pupp wurde im Jahre 1920 zum Generaldirektor des Grand Hotels Pupp.

    1922 – 1923 wurde das Hotel letztmalig vor dem 2. Weltkrieg renoviert. Diese Maßnahme betraf in der Hauptsache die Zimmer und deren Ausstattung. Die Firma Rieger aus Jägerndorf lieferte dem Hotel 1925 eine Konzertorgel für nicht weniger als 260.000 Kronen. Der letzte Generaldirektor der Hotel-AG war der österr. Staatsbürger Heinrich Gerlach, ein Neffe Theodor Pupps. Bereits 1934 veranlassten die Tschechen ihn zur Annahme der tschechischen Staatsbürgerschaft. Ohne dieser könne er nicht leitender Generaldirektor bleiben. Bis zur Vertreibung führte er das Unternehmen vorbildlich. 1945 musste er den gesamten Besitz entschädigungslos den Tschechen überlassen. Von der Geschichte des renommierten Hotels zeugt eine lange Liste berühmter Persönlichkeiten, die im Laufe von fast drei Jahrhunderten aus der ganzen Welt nach Karlsbad kamen und im Grandhotel Pupp abstiegen. Ich möchte Ihnen nur einige nennen:

    Elisabeth von Österreich und Kaiser Franz Josef , Fürst Metternich, Friedrich Schiller und seine Freundin Charlotte von Stern, Wolfgang Amadeus Mozart, Zar Peter der Große, Kaiser Wilhelm I. von Preußen, Sigmund Freud, Egon Erwin Kisch, der rasende Reporter, und natürlich Johann Wolfgang von Goethe, der damals Ulrike von Leventzow verehrte. Der Dichterfürst kam 13 mal nach Karlsbad. Ob er dabei immer im Hotel Pupp nächtigte, weiß ich leider nicht.
    Aber 1812 schrieb er an Humboldt, dass es nur drei Orte auf der Welt gäbe, wo er leben wolle, nämlich: Weimar, Karlsbad und Rom. Anzufügen bleibt, dass unser Karlsbad damals noch nicht die Einwohnerzahl hatte, die es heute, mit 53.000 aufweist. Nunmehr verfügt das Hotel über folgende Zimmertypen: 19 Einzelzimmer, 55 Doppelzimmer, 13 Junior Suites, 15 Premier Suites, 4 Appartements, 1 Imperial Appartement, 1 Prasidenten Appartement. Falls Sie einmal dort nächtigen wollen: Das Doppelzimmer de Luxe kostet in der Hauptsaison 389.- €, das Einzelzimmer bekommen Sie für 302.- €.

    Dr. Egon Ziegler

    Johannes Widmann, (um 1469 – um 1500)

    Rechenmeister, Herausgeber des 1. deutschen Rechenbuches

    Das Geburtsjahr unseres Landsmannes ist nicht überliefert. Sicher ist nur, dass er in Eger das Licht der Welt erblickt hat. Spätere Nachrichten legen die Vermutung nahe, Widmann sei um 1460 geboren. Für das Wintersemester 1480 steht er als Student in der Matrikelliste der Universität Leipzig verzeichnet. Wohlhabenden Verhältnissen kann Widmann nicht entstammen, denn die Matrikelliste weist ihn als „pauper“ aus, das lateinische Wort für arm.
    Warum ging Widmann gerade nach Leipzig? Dazu das folgende: Vorausgegangen war der Auszug deutscher Studenten und Professoren aus der Prager Karls-Universität zwischen dem 11. und 18. Mai 1409, nachdem das Stimmrecht zugunsten der tschechischen Magister und Studenten geändert und ein tschechischer Rektor eingesetzt worden war. Ein großer Teil der aus Prag Ausziehenden wandte sich daher im Juni 1409 nach Leipzig und fand hier günstige Aufnahme. In Leipzig durchlief Widmann seine akademische Entwicklung. Im Jahre 1482 war er hier Bakkalaureus, das ist der erste akademische Grad, den Studenten an Hochschulen als Abschluss einer wissenschaftlichen Ausbildung erlangen können. 1486 führte er den Titel Magister Artium (M.A.). Der Magister (von lat. magister = Lehrer) ist heute als akademischer Grad rein rechtlich mit dem Diplom gleich. Widmann war wahrscheinlich der erste Dozent, der an der Leipziger Universität Algebra gelehrt hat. Eine Leipziger Professur lässt sich für ihn zwar nicht direkt nachweisen, jedoch ist der Wortlaut seiner Vorlesungsanzeigen erhalten geblieben. Nun zu seiner, wenn Sie so wollen, „Erfindung“: Im 15. Jahrhundert war es in der französischen und italienischen Rechenkunst üblich, bei einer Addition das Wort plus auszuschreiben. Zur Verkürzung wurden oft auch nur der Anfangsbuchstabe p in den Gleichungen eingesetzt. Um diese Buchstaben als Operationszeichen besser kenntlich zu machen, erhielten sie normalerweise oberhalb einen waagerechten Querstrich.
    Der Rechenmeister Johannes Widmann in Leipzig hatte sowohl das deutsche als auch das lateinische Algebra Manuskript studiert. 1489 veröffentlichte er sein berühmtes Buch: „Behende und hüpsche Rechenung auff allen Kauffmanschafft“.

    Dieses Buch ist das älteste gedruckte Zeugnis für die Verwendung des + Zeichens. Widmann erklärt hier unzweideutig: „was – ist das ist minus und das + das ist mer“.
    Allerdings benutzt er beide Zeichen nicht ausschließlich im algebraischen Sinne, sondern sie beziehen sich auf Überschüsse und Defizite in Geschäftsvorgängen. Das Buch beinhaltet thematisch drei Teile: Rechnen mit ganzen Zahlen und Brüchen, Proportionslehre, Geometrie. Dies war das erste bedeutende deutsche Buch über das kaufmännische Rechnungswesen, in dem er, wie bereits erwähnt, erstmals die modernen Zeichen + und – in gedruckter Form verwendet. Weitere Ausgaben des Buches sind aus den Jahren 1508 (Pforzheim), 1519 (Hagenau) und 1526 (Augsburg) bekannt. Das zeigt die weite Verbreitung, welche das Widmann`sche Buch erfahren hat, insbesondere da es mehrer Auflagen erlebte und erst in den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts von den Werken der nachfolgenden Generation übertroffen wurde.

    Rechenmeister des Mittelalters unter sich

    Daneben war Widmann wahrscheinlich der Autor einer Schrift namens Algorithmus Linealis, die in Leipzig nach 1489 in Druck ging. In diesem Buch findet sich die älteste gedruckte Anweisung für das Rechnen mit Hilfe eines Rechenbretts (Abakus). Johannes Widmann starb nach 1498, manche meinen nach 1500, in der Stadt seines akademischen Wirkens, in Leipzig. Sein besonderes Verdienst besteht darin, als einer der Ersten praktisch anwendbares mathematisches Wissen mit Hilfe des Buchdrucks einem weiten Leserkreis zugänglich gemacht zu haben.
    Durch eine Spende der Deutschen Bank wurde es möglich, dass der Adam Ries Bund e.V. in Annaberg-Buchholz das große Rechenbuch von Johannes Widmann erwerben konnte.
    Abschließend eine persönliche Bemerkung zur Mathematik:
    Mathematik ist untrennbar mit der Kultur verbunden. Mit ihr steht beileibe nicht jeder auf gutem Fuß. Etlichen ist das Fach noch aus Schulzeiten ein Gräuel. Und doch sollte dieses Fach auch unseren Kindern attraktiver gemacht werden. Einen Weg dazu sehe ich darin, sich mit der Geschichte der Mathematik zu beschäftigen; das könnte helfen und motivieren, sich damit auseinanderzusetzen, um dann mehr Spaß am Erlernen zu bekommen.
    Denn: Die Mathematik gehört ohne jeden Zweifel zu unserer Kultur.

    Dr. Egon Ziegler

    Karl Johann Braun, Ritter von Braunthal, (1802–1866)

    Dramatiker, Romancier und Dichter

    Braun, Karl Johann, Ritter von Braunthal (Pseudonym: Jean Charles), wurde am 6. Juni 1802 in Eger in sehr ärmlichen Verhältnissen geboren; er starb am 26. November 1866 in Wien.
    Im Jahr 1826 findet er in Breslau eine Anstellung als Hauslehrer und Erzieher im Hause der Grafen Schaffgotsch.

    Er wurde dort unter anderem mit dem romantischen Dichter, Komponisten, Maler und Berliner Kammergerichtsrat Ernst Theodor Amadeus, genannt E.Th.A. Hoffmann (1776-1822) bekannt. Von Hoffmann stammt das Märchen „Kater Murr“.
    1830 in Berlin tritt Braun zum Protestantismus über.
    Noch im selben Jahr geht er nach Wien.
    Die humoristischen Sittenbilder „Antithesen oder Herrn Humors Wanderungen durch Wien und Berlin“ erscheinen 1834 und mit dem Drama „Faust“ liefert er seine eigene Interpretation des Goetheschen Faust Stoffes.

    Drei Jahre später dann, 1837 wird Braun Herausgeber des „Österreichischen Musenalmanachs“, verlässt diesen Posten allerdings nach einem Streit und zieht anschließend nach Dresden.
    1843 veröffentlicht er eine Sammlung von Liedern, Romanzen und Balladen mit dem Titel „Morgen, Tag und Nacht aus dem Leben eines Dichters“. Ein Jahr später, 1844, erscheint in 2 Bänden „Donna Quixote oder Leben und Meinungen eines scharfsinnigen Edlen aus Jungdeutschland“.

    1845 wird er Archivar des Fürsten Colloredo-Mannsfeld in Opoczno in Böhmen und 1848 erscheint sein Roman „Die Erbsünde“, dieser erregt durch seine offene Thematisierung des Geschlechterkampfes großes Aufsehen.

    Von 1850 bis 1855 war er als Bibliothekar der Wiener Polizei-Hofstelle tätig.
    Nun beginnt er sein Leben als ausschließlich freier Schriftsteller. Anfangs bringt ihm diese Tätigkeit nicht genug ein, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.
    Er schreibt daher historische Romane; so erscheint 1860 der Roman „Die Ritter vom Gelde“ und 1862 „ Der Jesuit im Frack“, ein kulturgeschichtlicher Roman aus den Zeiten der Kaiserin Maria Theresia; 1864 dann das dreibändige Werk „Neuhof“.

    Als Dramatiker war er nur wenig erfolgreich. Sein lyrisches Werk in der Tradition der romantischen Dichtung und als Autor von gesellschaftskritischen Zeitromanen und historischen Romanen kam besser an.

    Anzufügen bleibt mir, dass er das Libretto (Textbuch) zur romantischen Oper in 2 Akten „Das Nachtlager von Granada von Konradin Kreutzer (1780-1849)geschrieben hat. Die Oper spielt in einem alten Maurenschloss in Granada im Jahr 1550.
    Unser Landsmann starb am 26. November 1866 in Wien.

    Dr. Egon Ziegler