Berühmte Egerländer

Berühmte Egerländer

Johannes von Tepl
(auch genannt: Johannes von Saaz, Johannes Henslin von Schüttwa)

Josef Schaffer
Architekt, Baumeister und geborener Marienbader

Frank P. Zeidler
Oberbürgermeister von Milwaukee/Wisconsin

Martin Behaim, lat.: Martinus de Boemia (1459 –1507)
Kartograf und Astronom

Josef Hanika,
(1900 – 1963)
Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München

Theodor Innitzer, (1875 – 1955)
Kardinal und Minister

Professor Franz Metzner, (1870 – 1919)
hervorragender Egerländer Bildhauer

Maria Treben, (1907 – 1991)
Autorin und Kräuter-/Heilpflanzenkundige

Vinzenz Püchner, (1870 – 1948)
Holzblasinstrumentenbauer aus Graslitz

Gallus Ritter von Hochberger, (1803 – 1901)
Brunnenarzt, Karlsbader Ehrenbürger

Johann Franz Ritter Loew von Erlsfeld, (1648 – 1725)
Arzt, Jurist u. Musiker

Einige ausgewählte Mitglieder der Pupp-Dynastie

Johannes Widmann, (um 1469 – um 1500)
Rechenmeister, Herausgeber des 1. deutschen Rechenbuches

Karl Johann Braun, Ritter von Braunthal, (1802 – 1866)
Dramatiker, Romancier und Dichter

Johannes von Tepl

(auch genannt: Johannnes von Saaz, Johannes Henslin von Schüttwa)

Der Egerländer Kulturpreis ist nach ihm benannt, nach unserem Landsmann „Johannes von Tepl“. Zwei der für die deutsche Literatur bedeutendsten Dichter stammen aus unserer ehemaligen Heimat: Franz Kafka und der Autor des „Ackermann aus Böhmen“.

Als Johannes lebte, gab es weder genaue Kirchenbücher, noch war die Fotografie erfunden, daher sind seine Lebensdaten nur vage, das nebenstehende Bild ist es auch. Der Originaltext seines Werkes „Der Ackermann aus Böhmen“ ist nicht erhalten. Die ältesten 16 Handschriften bzw. 16 Drucke stammen aus den Jahren 1450-1550, aus einer Zeit etwa 50 Jahre nach dem Tod des Autors. Mit dem Inhalt seines Werkes, das heute noch verblüfft und Bewunderung hervorruft, hat er den Nerv nicht nur seiner Zeit getroffen, sondern auch den späterer Generationen.

Geboren wurde er vermutlich zwischen 1345 und 1350 als Sohn des Pfarrers Johannes Henslin, wahrscheinlich in Schüttwa, im ehem. politischen Bezirk Bischofteinitz. Andere Quellen nennen Tepl als seinen Geburtsort.
Johannes erkrankte 1413 und starb 1414/15 in Prag. Er hinterlässt wohl fünf Kinder neben seiner Witwe Clara, die aller Wahrscheinlichkeit nach seine zweite Frau gewesen sein muß.
Johannes besuchte die Klosterschule zu Tepl mit Tschechisch und Deutsch als Unterrichtssprachen. Studiert hat er in Paris. In Prag wurde erst seit 1390 Römisches Recht gelehrt, wo er den Magistergrad sowie wissenschaftliche und juristische Kenntnisse erwarb. Sein Vater Henslin, „dominus“ genannt, Besitzer des Dorfes und amtierender Pfarrer, war wohlhabend genug, um das Studium seines Sohnes, sogar im Ausland, ohne größere Schwierigkeiten finanzieren zu können.
Johannes betätigte sich schon um 1373 als Notar und Stadtschreiber in Saaz, ab 1383 erscheint er als Leiter der dortigen Lateinschule. In diesen Ämtern wirkte er bis 1411. Danach wurde er als Stadtschreiber und Pronotar in der Prager Neustadt tätig. Unklar ist, ob diese Ernennungen noch durch Kaiser Karl IV. erfolgten oder erst durch König Wenzel. Letzterer sprach 1404 dem Johannes „für treue Dienste“ die Besteuerung jedes auf dem Saazer Markt Fleisch Verkaufenden zu. Die Gebildetenschicht Böhmens, wozu Johannes zu rechnen war, war durchweg dreier Sprachen mächtig, nämlich Tschechisch, Deutsch, Lateinisch. Johannnes von Tepl ist als Verfasser eines ergreifenden Streitgesprächs über den Tod bekannt.
Um 1401 verfasste er das Streitgespräch eines Ackermanns mit dem Tod, dessen erstes Exemplar er 1402 mit einem lateinischen Begleitschreiben an seinen Jugendfreund, den jüdischen Gelehrten Petrus Rother schickte.Zu Ehren seiner 1400 im Kindbett gestorbenen deutschsprachigen Gattin Margret, und in tiefem Schmerz um sie, machte er aus der lateinischen Disputation ein stilistisches deutsches Wortkunstwerk und eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Problem des Todes.„Der Ackermann aus Böhmen“ muß nach dem 1. August 1400, Margrets Todestag, entstanden sein. Der Dialog zwischen Ackermann und dem Tod ist geführt in strenger Form der Rede und Gegenrede, wohl dem Gerichtsprozess entlehnt. Dabei handelt es sich um die Wiedergabe eines Streitgesprächs zwischen einem Mann, dessen Frau gerade gestorben ist, und der sich selbst als Ackermann bezeichnet und dem personifizierten Tod, der von jenem Mann verklagt wird. Der Ackermann beschimpft dabei den Tod als schädlichen Ur-Feind aller Welt, als schändlichen Mörder aller Menschen, verflucht ihn ewiglich und fordert Gott auf, ihn aus der Schöpfung zu tilgen. Der Tod nennt ihn dafür töricht, denn alle irdischen Kreaturen müssen notwendigerweise zunichte werden.Er selbst, der Herr Tod, sei lediglich Gottes Hand, ein gerecht arbeitender Mäher. In 32 Kapiteln geht die Argumentation zwischen Kläger und Angeklagtem hin und her. Am Ende, im 33. Kapitel, spricht Gott das Urteil, indem er den Menschen in seiner Sterblichkeit gemahnt und den Tod daran erinnert, dass der seine Macht wiederum nur von Gott zu Lehen empfangen hat. Das letzte Kapitel umfasst ein umfangreiches Fürbittgebet, mit dem der Text endet. Eine Bemerkung zu Saaz und Schüttwa: Saaz war nachweislich eine deutsch geprägte Stadt.Sie hatte einen deutschen Bürgermeister und deutsche Stadtschreiber. Johannes von Saaz/Tepl schrieb seinen Ackermann für gebildete Deutsche in der Stadt. Der erste neu-hochdeutsche Text war aber keine Übersetzung oder Nachdichtung einer lateinischen Vorlage. Andererseits soll Johannes im damals rein tschechischen Schüttwa (Sitbor) im ehemaligen Bezirk Bischofteinitz aufgewachsen sein und Glossen sowie Gedichte in tschechischer Sprache geschrieben haben. Das alles ist gut 650 Jahre her und bewegt sich daher im Nebel der Geschichte. Sein Werk, das weltbekannte deutsche Streitgespräch zwischen Witwer und Tod, verwertet lateinische Stilistik. Es handelt sich um die erste neu-hochdeutsche Prosadichtung und um einen der frühesten humanistischen Texte nördlich der Alpen.

Der Text beginnt (damalige Originalsprache):
Grimmiger tilger aller lande, schedlicher echter aller werlte, freissamer morder aller guten leute, ir Tot, euch sei verfluchet! got, ewer tirmer, hasse euch, unselden merung wone euch bei, ungeluck hause gewaltiglich zu euch: zumale geschant seit imrner! Angst, not und jamer verlassen euch nicht, wo ir wandert; leit, betrubnuß und kummer beleiten euch allenthalben; leidige anfechtung, schentliche zuversicht und schemliche verserung die betwingen euch groblich an aller stat; himel, erde, sunne, mone, gestirne, mer, wag, berg, gefilde, tal, awe, der helle abgrunt, auch alles, das leben und wesen hat, sei euch unholt, ungunstig und fluchend ewiglichen! In bosheit versinket, in jamerigem ellende verswindet und in der unwiderbringenden swersten achte gotes, aller leute und ieglicher schepfung alle zukunftige zeit beleibet! Unverschampter bosewicht, ewer bose gedechtnuß lebe und tauere hin on ende; grawe und forchte scheiden von euch nicht, wo ir wandert und wonet: Von mir und aller menniglich sei stetiglichen uber euch ernstlich zeter geschriren rnit gewundenen henden !

Dr. Egon Ziegler


Josef Schaffer

Architekt, Baumeister und geborener Marienbader

Unser Landsmann wurde am 21. Mai 1862 in Marienbad geboren. In Pilsen besuchte er die Realschule und die Spezialschule für Architektur an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Nach Ausbildung und Studium war er drei Jahre als Architekt und Vorstand des Bauamtes im Wiener Stadtteil Untermeiding tätig.

Im Jahr 1889 vertraute ihm der 48. Abt Ambros Alfred Clementso (1831-1900) die Stelle des Architekten, Baumeisters und Direktors der Stift Tepler Klostereinrichtungen in Marienbad an. Mit seinem Schwiegervater, dem Baumeister Johann König, realisierte er in 41jähriger Tätigkeit eine Reihe von monumentalen Bauten im Stil der Neurenaissance. Das waren wie folgt:

Das Gesellschaftshaus Casino aus den Jahren 1898-1900, das Zentralbad erbaute Josef Schaffer in den Jahren 1889-1892 an der Stelle des alten Heilbads; es ist das repräsentativste Gebäude der Stadt; das monumentale Neue Bad, dieses Bauwerk errichtete der große Architekt im Stil der italienischen Neo-Renaissance in den Jahren 1893-1895; das Stadtkrankenhaus erbaute er 1898; den großen Saal im Gesellschaftshaus Casino 1900.
Das Gesellschaftshaus Casino
Das Neue Bad

Die Stadt wurde seinerzeit um die Teile des Bahnhofs erweitert, die bis dahin zu Auschowitz gehörten.
1902 dann wurde Marienbad zur Kreisstadt erhoben und stand seit dem auf dem Höhepunkt des gesellschaftlichen Lebens. Schaffer war viele Jahre Stadtrat; er erwarb sich große Verdienste um die Entwicklung unseres einstigen Welt-Kurortes.
1888 wurden die Stift Tepler Klosterbauten, das Prämonstratenser Stift wurde im Jahre 1192 gegründet, erheblich erweitert.
Die notwendigen Planungen lagen bei Josef Schaffer. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden unter dem 49. Abt Dr. Gilbert Helmer (1864-1944) der heutige Bibliothekstrakt neben der Kirche, und das Museum gebaut. Der Saal der Bibliothek ist 24 Meter lang, 12 Meter breit und über 15 Meter hoch.

1930 trat Josef Schaffer in seinen wohlverdienten Ruhestand. Für die stets herausragenden Leistungen ehrte ihn der bereits erwähnte Abt des Klosters Stift Tepl, Prälat Dr. Gilbert Helmer. Helmer war der letzte Abt und Ehrenbürger von Marienbad, Tepl und Weseritz und Ehrendoktor der Prager Universität.

Schaffer begeisterte sich auch für die Musik; er verehrte den Komponisten Anton Bruckner (1824-1896) ganz außerordentlich.

Am 15. Juni 1938, vor nahezu 75 Jahren, ist Josef Schaffer in seiner geliebten Heimatstadt Marienbad, im Alter von 76 Jahren, gestorben.

An das goldene Zeitalter Marienbads zwischen den Jahren 1870 und 1914 erinnern uns noch heute zahlreiche Jugendstil Um- und Neubauten von Kurhäusern, Hotels, Wandelhallen, auch Kirchen. Fast all das haben Architekt Josef Schaffer und seine Kollegen Friedrich Zickler, Arnold Heymann und Josef Forberich sehr professionell durchgeführt.
Dr. Egon Ziegler


Frank P. Zeidler (1912 – 2006)

Oberbürgermeister von Milwaukee/Wisconsin

Frank Zeidler wurde am 14., andere schreiben am 20. September 1912 in Tachau im südlichen Egerland geboren. Für die Amerikaner ist er in Milwaukee zur Welt gekommen, was nicht richtig ist. Mit seinen Eltern wanderte er, als er erst 2 Jahre alt war, in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Es waren rein politische Gründe, die Familie Zeidler veranlasst haben, zusammen mit ihren hochbegabten Söhnen Frank und Axel (ihn nannten die Amerikaner später dann Carl), diesen Schritt bereits vor dem ersten Weltkrieg zu tun.
Sie fanden in Milwaukee im Staate Wisconsin am Westufer des Michigansees eine neue Heimat. Die Stadt ist die am Deutschland ähnlichste der USA. Viele Zuwanderer kommen aus Deutschland. Außerdem ist Milwaukee die Bierstadt schlecht hin mit Firmen wie Miller. Darüber hinaus, und am Rande bemerkt, die Heimat der legendären Harley Davidson.

Die Entwicklung dieser Stadt wurde bereits im 19. Jahrhundert durch den starken Zuzug von deutschen Einwanderern geprägt. Vor allem nach der gescheiterten Revolution von 1848 zog es viele enttäuschte und verfolgte deutsche Demokraten in diesen Teil der USA, der erst kurz zuvor zur Besiedelung freigegeben worden war. Milwaukee hatte nahezu 400.000 Einwohner als die Familie Zeidler sich dort, im Mittleren Westen, niederließ.
Frank studierte sowohl an den Universitäten von Wisconsin als auch in Chicago. Beide Söhne wurden nach ihrem Studium Bürgermeister ihrer Heimatstädte; sie zeigten ein überaus großes soziales Engagement. Bruder Axel (Carl) bekleidete dieses Amt 1940 bis 1942, bevor er als Marineoffizier sein Leben verlor. Sein Schiff wurde vor der südafrikanischen Küste von einem deutschen U-Boot versenkt.
1948, wurde Frank P. Zeidler Milwaukee’s dritter und jüngster sozialistischer Bürgermeister. Er besiegte dabei 15 Kandidaten. Er blieb an der Stadtspitze bis zum Jahr 1960. Zugleich war er auch der letzte sozialistische Bürgermeister einer amerikanischen Großstadt.
Zeidler distanzierte sich scharf vom Kommunismus, vor allem dem sowjetischen. Er übernahm das Amt in einer Zeit, in der Milwaukee dringend eine Kommunalreform im Hinblick auf die wachsende Bevölkerung benötigte. So wurde noch immer der Hausmüll mit Pferdekarren eingesammelt. Ihm war das komplett zuwider, deshalb kaufte er die erste Flotte von Müll-LKW`s. Die Feuerwehr wurde modernisiert, die Größe der Zentralbibliothek wurde verdoppelt, Brücken und Straßen wurden umgebaut, ein großes Stadion, die Milwaukee Arena, errichtet und ein neues Museum ins Leben gerufen. Während seiner Amtszeit wurden 3.200 Wohnungen für Familien mit geringem Einkommen und für Veteranen erstellt. Darüber hinaus gründete er die erste Bildungs-TV-Station in Wisconsin.
Zeidler gewann die Neuwahlen 1952 und 1956. Am 6 Oktober 1959 versicherte er, dass er 1960 nicht mehr kandidieren werde. Er meinte: „Dieser Auftrag ist für einen Mann eine schreckliche Belastung“. Dabei muss man wissen, dass er mehrere schwere Krankheiten, einschließlich einer Virus-Infektion und zwei asiatische Grippen im Jahre 1957 überstanden hatte. Somit ein wirklich zäher Egerländer.

Als Bürgermeister war er weithin anerkannt und hoch angesehen, auch von Menschen, die mit seiner politischen Philosophie nicht einverstanden waren. Sein Ruf als ein Mann des Mitgefühls und der Integrität hat sich im Laufe der Jahre verfestigt. Er war erst 47 Jahre alt, als er aus dem Amt schied. In den folgenden Jahrzehnten arbeitete er als Lehrer, Vermittler, Arbeitsrichter und Berater.

Im Jahr 1976 war er Präsidentschaftskandidat der Sozialistischen Partei der USA; man wird es kaum für möglich halten, aber er gewann seinerzeit stolze 5.427 Stimmen. Er blieb seinem christlichen Geist und Glauben sein ganzes Leben treu.

Der geborene Egerländer starb hochbetagt am 7. Juli 2006 und ist in seiner Heimatstadt am Forest-Home Friedhof begraben. Er hinterließ seine Frau, die ehemalige Agnes Reinke, die er 1939 heiratete und mit der er sechs Kinder hatte.
„Er wird uns fehlen, wir vermissen ihn schon“, sagte Jeanne Zeidler, die jüngste Tochter und Bürgermeisterin von Williamsburg in Virginia.

Dr. Egon Ziegler


Martin Behaim, lat.: Martinus de Boemia, (1459 – 1507)

Kartograf und Astronom

Martin Behaim wurde am 6. Oktober 1459 in Nürnberg als ältestes Kind des Tuchhändlers Martin Behaim und seiner Frau Agnes Schopper von Schoppenhof geboren. Martins Eltern stammten aus Schwarzbach bei Bleistadt, zwischen Graslitz und Falkenau gelegen. Daher auch sein latinisierter Name. Sie gingen um die Mitte des 15. Jahrhunderts nach Nürnberg, weil sie sich in einer Metropole des Mittelalters bessere Geschäfte versprachen. Mit 17 Jahren kommt er nach Flandern, nach Mechelen, wo er den Tuchhandel erlernte; dann nach Antwerpen, wo er den Durchgangsstrassen des Weltmarktes näher ist. Dort erfährt er auch von den kühnen Vorstößen portugiesischer Seefahrer nach Süden, von der Einrichtung einer Seefahrtskommission, aber auch von dem Problem, das allen größeren Unternehmungen zur See entgegenstand, der Unmöglichkeit der sicheren Navigation. 1480 wechselte er von Antwerpen nach Lissabon, wo er Christoph Kolumbus kennen lernte.

König Johann II. von Portugal wählte ihn um 1483 in die Kommission zur Anfertigung eines Astrolabiums. Ein Grund für seine Aufnahme in die oberste nautische Behörde Portugals war, dass er sich bei Hofe als Schüler des berühmten Mathematikers und Astronomen Regiomontanus ausgab. Dieser machte ihn mit Tabellen und Messinstrumenten vertraut, mit deren Hilfe Seefahrer ihre Ortsberechnungen auf hoher See durchführen können.

In diesem Zusammenhang wurde vielfach behauptet, er habe die Ephemeriden (Sterntafeln) und den Jakobsstab des Regiomontanus nach Portugal gebracht und damit den Seefahrern die Ent- deckungsfahrten über die offene See ermöglicht. 1484 ward er als Kosmograph dem Admiral Diogo Cão beigegeben, welcher mit einer Flotte eine Entdeckungsreise der Westküste Afrikas entlang machte. Nach 19 Monaten zurückgekehrt, wurde er am 18. Februar 1485 von König Johann II. zum Ritter geschlagen.

Zu Hause werden die Ergebnisse sorgfältig ausgewertet. Sie helfen bei kommenden Erkundungs- fahrten. Diese Erfahrungen und Kenntnisse lassen Behaim später den Globus bauen. 1486 ließ er sich auf der Azoren Insel Fayal nieder, wo eine flämische Kolonie bestand, deren Statthalter Jobst van Huerter Behaims Schwiegervater wurde. Hier wohnte Behaim bis 1490, dann verweilte er, mit Ehren und Reichtümern überhäuft, von 1491 bis 1493 in Nürnberg.
Zusammen mit Glockengießer Kolberger fertigte er 1492-95 den Globus an. Mit Lehm wurde der Rohling geformt, um den Ton herum wurde Leinwandstoff geformt, vernäht und mit Leim verstärkt. Der Ton wurde herausgenommen. Später wurde diese Form mit Papier überzogen und bemalt. Der „Erdapfel“ stand früher auf einem hölzernen Fuß, der durch einen eisernen Dreifuß mit einem Meridianring ersetzt wurde; er dreht sich um eine schief gestellte Achse. Das heutige Metallgestell bekam der Globus 1510, nach seinem Tod.
Die Kartenvorlagen wurden vermutlich portugiesischen Seefahrtskarten entnommen, sowie aus Informationen mittelalterlicher Wissenschaftler und Reisebeschreibungen, sowie von eigenen Seereisen.
Vor mehr als 500 Jahren baute also Martin Behaim diesen Erdglobus, der seinen späteren Weltruhm begründet hat. Der Globus ist in der Tat die älteste erhaltene Darstellung der Urgestalt unserer Erde, obwohl er einige Fehler aufweist. Die Richtung einiger Flüsse und der Verlauf der deutschen Küste stimmen nicht. Nur Rom, Paris, Lissabon und Venedig liegen richtig. Selbst die Küste Westafrikas, die Behaim selbst befahren haben soll, ist fehlerhaft dargestellt.
Bis Anfang des 17. Jahrhunderts stand der Globus im Nürnberger Rathaus, dann wurde er der Familie Behaim übergeben. Dort wurde er 1823 auf dem Speicher wiederentdeckt. Seit 1906 stand er als Leihgabe im Germanischen Nationalmuseum; die Familie Behaim wollte ihn später in die USA verkaufen, was aber 1937 von Oberbürgermeister Liebel durch den Ankauf verhindert wurde. Das einmalige Werk, den „Erdapfel“ können Sie im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg besichtigen; es ist oft abgebildet und beschrieben, so z.B. in Doppelmayrs Historischen Nachrichten von nürnbergischen Mathematicis und Künstlern (1730).

Behaim kehrte 1493 über Flandern und Frankreich nach Portugal zurück, hielt sich nochmals bis 1506 auf Fayal auf und ging dann wieder nach Lissabon, wo er am 29. Juli 1506 verarmt in einem dortigen Hospital verstarb. Unser berühmter Landsmann, Vorfahre und wahrer „Erfinderkopf“ starb vor 505 Jahren. Er war, wie bereits erwähnt, sowohl mit Christoph Kolumbus als auch mit Ferdinand Magellan befreundet. Und Columbus hatte vermutlich seine Amerika-Entdeckung nicht zuletzt wegen dieses Behaim-Modells der Erde in Angriff genommen. Die Entdeckung Amerikas soll am 12. Oktober 1492 erfolgt sein.

1884 bereits hatte der damalige Nürnberger Oberbürgermeister Otto Freiherr von Stromer mit dem Entwurf eines Behaim Denkmals begonnen, das 1890 enthüllt wurde. Seit dieser Zeit zeigt das Bronzedenkmal den Erfinder als Ritter des Christusordens in Harnisch und Mantel mit Globus und Schwert. Am Nürnberger Theresienplatz können Sie es finden. Darüber hinaus wurde eine kleine Verbindungsstraße zwischen der Ludwig-Feuerbach-Straße und der Äußeren Sulzbacher Straße nach ihm benannt; auch ein Gymnasium trägt seinen Namen. 1837 wurde durch den bekannten Astronomen Johann H. Mädler (1794-1874) sogar ein Krater auf dem Mond nach ihm benannt. Wenn die erste dünne Sichel des Mondes am Himmel steht, fällt das Licht auf eine Reihe von Kratern, die am äußersten östlichen Rand des Mondes liegen. Genau in dieser Zone liegt der Krater, der seinen Namen trägt. Seine exakte Position ist 16,5°Süd und 79,4°Ost. Mit diesen Angaben könnten Sie den Krater freilich nur auf einer Mondkarte finden.
Dr. Egon Ziegler


Josef Hanika

(1900-1963)
Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München

Unser aller Landsmann wurde in Mies geboren, am 30. Oktober 1900; er starb am 29. Juli 1963 in München.
In seinem Geburtsort besuchte er Volksschule und Gymnasium. Schon als 17- jähriger trat er in die damals sehr bekannte und auch beliebte Wandervogel Bewegung ein, die ihren Ursprung in den Motiven der Romantik hatte. Zurück zu den Idealen der Natur, sich selbst verwirklichen und politisch bewusst keine Verantwortung übernehmen. Das wollten auch die Wandervögel. Ebenso teilten sie die kritische Einstellung gegenüber dem materiellen Geist und der technischen Entwicklung, die durch die Industriealisierung im 19. Jahrhundert unaufhaltsam voranschritt. Von 1919 – 1925 studierte er Germanistik, Volkskunde und Slawistik an der Karl-Ferdinands-Universität, das war seinerzeit die deutsche Universität in Prag. Während seines Studiums betätigte er sich als wissenschaftliche Hilfskraft und ab 1923 – 1927 war er Assistent am Seminar für deutsche Philologie an dieser Universität. Die Lehramtsprüfung für höhere Schulen in den Fächern Leibes- erziehung, Tschechisch und Deutsch legte er bereits im Jahr 1923 ab; im Jahre 1925 promovierte er zum Doktor der Philosophie mit der Dissertation „Hochzeitsbräuche der Kremnitzer Sprachinsel“.
Zu Ihrer Information: Die kleine Stadt Kremnitz liegt im westlichen Teil der Slowakei. In ihrer wechselvollen Geschichte gehörte sie mit einer großen deutschsprachigen Sprachinsel (bis 1947) bis zur Staatsgründung der Slowakei im Verlauf der Jahrhunderte zu Ungarn, Österrreich – Ungarn und der Tschechoslowakei.

Nach einer Lehrtätigkeit 1927 bis 1930 an der höheren Staatsgewerbeschule in Reichenberg, war er von 1930 bis 1938 an einem deutschsprachigen Gymnasium in Prag und 1938 und 1939 als Studienrat in Eger. Im Jahre 1938 erfolgte die Habilitation für das Fach Altertums- und Volkskunde an der Karl – Ferdinands – Universität in Prag.
Das ist die übliche Voraussetzung für die Berufung als Universitätsprofessor.

Noch etwas zur Karl-Ferdinands-Universität: Sie wurde ursprünglich 1348 von Karl IV. gegründet, 1654 erweitert und auch nach Ferdinand III. umbenannt, als eigenständige Institution hat sie seit der Aufteilung von 1882 neben der tschechischen Karls-Universität bis 1945 bestanden.
Josef Hanika trat 1938 in die Sudetendeutsche Partei ein, im gleichen Jahr auch in die NSDAP. All dies hinderte unseren Landsmann nicht daran, korres- pondierendes Mitglied der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechische Republik tätig zu sein.

Unter seinem maßgeblichen Einfluss wurde unsere Egerländer Tracht erneuert. Auf dem großen Trachtentag des Egerlandes am 25.7.1937 in Karlsbad trat die heute noch bestehende Verbundenheit von Volk und Tracht ganz besonders in Erscheinung. Diesen Tag kann man als Wiedererstehung der Egerländer Volkstracht bezeichnen.
Er baute eine volkskundliche Außenstelle der Reichenberger Sudetendeutsche Anstalt für Landes- und Volksforschung im Museum der Stadt Eger auf und wurde im Jahre 1943 außerordentlicher Professor für deutsche Altertums-und Volkskunde an der Karl- Ferdinands – Universität in Prag.

Josef Hanika erhielt die Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938, eine von Hitler gestiftete Auszeichnung für Verdienste um die Wiedervereinigung der sudetendeutschen Gebiete mit dem Deutschen Reich.
Im Mai 1945, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde unser Landsmann von einem tschechischen Kommando verhaftet. In einem Arbeitslager mit schwierigen Überlebensmöglichkeiten gelang es ihm nach Bayern abgeschoben zu werden. Im Jahre 1948 wurde er Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege in München.

Im Jahre 1951 erhielt er einen Lehrauftrag und wurde 1955 ordentlicher Professor für deutsche und vergleichende Volkskunde an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er veröffentlichte zwölf Bücher so z.B. „Volkskundliche Wandlungen durch Heimatverlust und Zwangswanderung“ und über hundert Aufsätze.
Hanika war Mitglied zahlreicher wissenschaftlichen Vereinigungen, so ab 1961 beim Collegium Carolinum in München, darüber hinaus Vorstandsmitglied beim Adalbert Stifter Verein, beim Witiko Bund, Vorsitzender des Instituts für Kultur- und Sozial- forschung in München.

Professor Hanika starb am 29. Juli 1963, noch nicht 63 Jahre alt, in München. Ein wirklich ereignisreiches Leben mit Höhen und Tiefen zeichnete ihn aus.
Dr. Egon Ziegler