Neue Bundesländer
Gmoigründungen in den neuen Bundesländern
Im August 1988 wurde ich vom damaligen Moritzpfarrer, Martin Pauli, zum 40-jährigen Priesterjubiläum eingeladen. Ich sollte in der Tracht kommen. Nach dem Abendessen fiel mir plötzlich ein, daß im Ortsteil Zuchering das Reichenauer Treffen stattfindet und fuhr dort hin. Im Laufe des Abends kam ein älterer Herr auf mich zu und fragte, ob das die Egerländer Tracht sei, die ich da anhabe. Auf meine erstaunte Frage, warum er die Tracht nicht kenne, erzählte er mir ausführlich, daß er in Erfurt wohne und für dieses Treffen die Ausreisegenehmigung erhalten habe. Desweiteren erfuhr ich von ihm, daß seine Familie zuhause die egerländer Mundart und viele Volkslieder pflege, was öffentlich verboten ist. Er sprach auch reine egerländer Mundart. Ich erzählte ihm dann vom Gmoileben usw. Ich erfuhr auch, daß in Thüringen sehr viele Egerländer wohnen aber eine Gmoigründung nicht infrage käme, wolle man nicht ins Gefängnis wandern.
Im Jahre 1989, als sich die Wende abzeichnete, erinnerte ich mich wieder an den Mann mit dem markanten Gesicht aus Erfurt und erfuhr vom damaligen Zucheringer Vüa(r)stäiha, Franz Schiroki, die Adresse. Es war Josef Löffler aus Erfurt. Ich schrieb ihm sofort einen langen Brief in dem ich ihn bat nun endlich an eine Gmoigründung heranzugehen und schlug vor, daß wir uns baldmöglichst treffen sollten. Löffler schrieb dann, daß er im August wieder nach Zuchering komme. Dort könnten wir dann alles weitere besprechen. Ich fuhr hin und wir vereinbahrten einen Gründungstermin für den 14.03.1991. Es gingen viele Briefe hin und her. Inzwischen hatte auch Dr. Walter Schugg, Erfurt, mit Seff Heil Kontakt aufgenommen und Seff meinte dann, man sollte doch mit der Gmoigründung nich lange warten und diese gleich in Angriff nehmen. So kam dann im Herbst 1990 der Brief, in dem mich Löffler aufforderte, die Gmoigründung am 08.12.90 vorzunehmen.
Ich fuhr also mit meiner Frau, dem Ehepaar Kolb und dem Ehepaar Bleier nach Erfurt. Am Abend bei Löfflers gab es Gesang bis nach Mitternacht und wir waren überrascht, welches Repertoir an Egerländer Mundartliedern da noch vorhanden ist.
Am 08.12.90 versammelten wir uns dann im Restaurant Flora und ich war überwältigt über den Zulauf an Egerländern. Das Lokal konnte nicht alle Interessenten aufnehmen. Inzwischen traf auch Seff Heil ein, der dann die Gründung vornahm.
Die zweite Gmoigründung kam durch einen Zufall zustande. Es hat sich unter den Mitglieder in Ingolstadt herumgesprochen, daß in Erfurt eine Gmoi gegründet wurde. An einem Sonntag im November 1991 rief mich ein Hans Forster an, ich solle in die Schumannstuben kommen, sein Bruder wäre da und wolle in Chemnitz eine Gmoi gründen. Ich hingefahren und diskutiert und den Sinn einer Gmoi erläutert. Es folgte ein reger Briefwechsel und man vereinbarte den Gründungstermin auf den 09.02.1992. Aufgrund einer Fußverletzung konnte ich dort nicht teilnehmen und so fuhren an meiner Stelle Seff Heil, Horst Biedermann und mein Gmoischreiwa Oswin Dotzauer hin und konnten erfolgreich eine Gmoi gründen.
Beflügelt vom Erfolg startete ich eine Briefaktion. Alle möglichen Adressen, die ich von den Heimatbriefen bekommen konnte, habe ich angeschrieben. Aufgrund dieser Aktion meldeten sich Georg Pruy aus Bernburg, Franz Hamperl aus Hötensleben, Werner Kästner aus Leipzig und Volker Stubbe aus Trebula.
Mit Georg Pruy vereinbarte ich nach mehreren Briefwechseln und Telefonaten einen Gmoigründungstermin am 11.04.1992. Die Gmoigründung war gut vorbereitet, da Pruy in dieser Angelegenheit als SL-Obmann genügend Erfahrung gesammelt hatte. Bei dieser Gründung war auch ein Herr Helmer aus Köthen und der vorhin genannte Herr Hamperl anwesend, die sich intensiv mit mir über die Gmoin allgemein unterhalten haben. Schließlich fand sich Helmer bereit, in Köthen eine Gmoi zu gründen, was auch am 16.07.1992 geschah. Ich selbst brauchte dazu nicht anwesend zu sein, da alle schriftlichen Vorbereitungen noch in Bernburg erledigt wurden.
Auch die Gmoigründung in Oscherleben wurde in Bernburg vorbereitet, jedoch war ich dann dort am 10.10.1992 selbst mit anwesend. Diese Gründung war ebenfalls gründlich vorbereitet, sodaß diese ohne Schwierigkeiten abgewickelt werden konnte. Zu den Gmoigründungen in Bernburg und Oschersleben habe ich auch noch das Ehepaar Garreis mitgenommen.
Mit Judith Lange, die ich ebenfalls bei den Veranstaltungen in Bernburg kennenlernte, konnte ich ebenfalls längere Gespräche führen, so daß ich auch in Sandersleben am 25.04.1993 eine Gmoi gründen konnte.
Inzwischen habe ich auch Verbindung zum Bruder von Judith Lange aufgenommen und die Gmoigründung in Magdeburg vorbereitet und in Anweseneheit von Seff Heil sowie Sabine und Günther Müller durchführen können. Es war dies die fünfte Gmoigründung und so konnte man darangehen, in Sachsen-Anhalt auch einen Landesverband zu gründen. Dies geschah am 09.04.1994 in Oschersleben in Anwesenheit von Seff Heil sowie Sabine und Günther Müller.
Die Briefaktion habe ich aber weiter betrieben und so konnte ich zu Elfriede Kästner aus Leipzig Verbindung aufnhemen. Ihr Sohn hat sich nach längeren Gesprächen bereit erklärt, bei der Gmoigründung den Vüa(r)stäiha zu machen und so gründeten wir am 15.07.1995 in Leipzig in Anwesenheit von Seff Heil, Sabine und Günther Müller, Günther Wohlrab und den Ehepaaren Kolb, Schermer und Bleier die Gmoi. Einen weiteren Brief erhielt von mir auch Volker Stubbe mit dem wir dann am 22.06.1996 in Schmölln die Gmoi Ostthüringen gründen konnten.
Die Gmoigründungen in Bernburg, Sandersleben, Magdeburg, Leipzig und Ostthüringen wurden unterstützt durch die Gmoi Erfurt mit dessen Vüa(r)stäiha Seff Löffler, der durch die Egerländer Lieder die Anwesenden immer wieder zu Begeisterung ermuntert hat.
Nach der Sommerpause 1997 werde ich wieder vorbereitete Adressen anschreiben. Gmoigründungsziele sind Dresden, Plauen, Dessau, Meiningen, Saalfeld, Halberstadt usw.
Ernst Wagner