Vinzenzifest 2014

Vinzenzifest 2014

In Wendlingen wurde das 63. Vinzenzifest, verbunden mit dem 40. Egerländer Landestreffen und dem 80.Gautrachtenfest des Südwestdeutschen Gauverbands der Heimat und Trachtenvereine vom 29.08. bis 31.08 2014 gefeiert. Die örtlichen Vereine und Organisationen sind in das Fest eingebunden und verwöhnten die Gäste am Festsamstag und -sonntag auf dem Saint-Leu-la-Forêt-Platz und auf dem Marktplatz mit kulinarischen Köstlichkeiten.

Das Vinzenzifest kann auf eine 300jährige Tradition zurückblicken. Es wurde durch den Magistrat der alten Reichsstadt Eger, heute Cheb in Tschechien, aus Anlass der Verleihung der Kopfreliquie des Hl. Vinzenz an die Stadt, gestiftet und erstmals im Jahre 1694 als Erntedankfest am letzten Sonntag im August begangen.

Die heimatvertriebenen Egerländer, für die die Stadt Wendlingen am Neckar im Jahre 1966 die Patenschaft übernommen hat, haben dieses Fest in ihre neue Heimat mitgebracht. Seit 1952 wird es mit der Egerländer Gmoi und den Heimat- und Trachtenverbänden als eines der größten Brauchtumsfeste in Baden-Württemberg ununterbrochen gefeiert. Seit der Neuausrichtung im Jahre 2010 wird das Vinzenzifest von örtlichen Vereinen und Organisationen getragen. Es hat sich seitdem auch zum Stadtfest entwickelt.

Am Freitag, 29.08.14, wurde unser Vinzenzifest um 18 Uhr mit der Ausstellung „Trachten in unserer Stadt“ im Rathaus eröffnet. Walter und Rita Holzleitner haben es geschafft, das Wendlinger Rathaus mit prächtigen Trachten zu schmücken. Ebenfalls hat uns Renate Krispin ein Banater Trachtenpaar hergerichtet. Der Vizepräsident des Deutschen Trachtenverbandes und Vorsitzender des Südwestdeutschen Gauverbands, Gunter Dlabal, referierte über die Ausstellungsstücke. Musikalisch begleitet wurde die Ausstellung vom „Stuttgarter Saitenspiel“ einer Musikgruppe mit Zither, Hackbrett, Gitarre, Streichbass und steirischer Harmonika. Viele Gäste, darunter Staatssekretär Markus Grübel und Bürgermeister Michal Pospisil aus Eger, waren anwesend und besuchten im Anschluss die Ausstellung. Wenig später folgte das Volksmusikkonzert im Treffpunkt Stadtmitte. Der Saal war voll besetzt mit aufmerksamen Zuhörern. Das „Stuttgarter Saitenspiel“ eröffnete den Musikabend. Gefolgt von „Danz Mäg“, einer Musikgruppe mit 3 Musikanten, die auf dem Tanzboden ebenso zu Hause wie in Wirtshäusern bei Konzerten oder auf Familienfesten aufspielen. Dann folgten die „Egerländer Boum“ mit 7 Musikern, die böhmische und mährische Blasmusik präsentierten. Zum Schluss hörten wir Musikstücke der „Winkelbachmusik“, einer Stubenmusik, die überlieferte alpenländische Volksmusik aus Bayern und Südtirol darbot. An diesem Abend erhielt Gunnar Dieth, Dirigent der „Egerländer Boum“, die Ehrennadel der Egerländer für seine jahrelange hervorragend vorgetragene Egerländer Musik. Die „Egerländer Boum“ beendeten dann diesen schönen Abend mit Egerländer Weisen.
Am Samstagmorgen wurde durch die fleißigen Helfer der Marktplatz und der Platanenplatz mit Zelten und Bierbänken bestückt und die Organisatoren der Vereine richteten ihre Verkaufshäuschen ein. Um 10 Uhr war die Festsitzung des Patenschaftsrates im Treffpunkt Stadtmitte angesagt. Der Festredner Claus Loderer, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn e.V., sprach über das Thema „Die Heimatvertriebenen als Brückenbauer“. Nach einer Unterbrechung von 4 Jahren fand diese Patenschaftsratssitzung wieder statt. Sie gehört traditionell zum Vinzenzifest und geht auf die seit 1966 bestehende Patenschaft der Stadt Wendlingen für die Egerländer Baden- Württemberg zurück. Nach Vortrag und anschließender Diskussion wurde das Bundesehrenzeichen, die höchste Auszeichnung, die der Bund der Egerländer zu vergeben hat, an Gottfried Rohrer, Vorsitzender der Heimat und Trachtenverbände in Baden Württemberg, Bernhard Laderer, Leiter des Hauptamts im Wendlinger Rathaus, der seit 1986 das Vinzenzifest mit organisiert, und an Reinhold Frank von der Arbeitsgemeinschaft der Sing –Tanz- und Spielkreis, vergeben. Um 14 Uhr fand die Totenehrung auf dem Friedhof Unterboihingen statt. Die Kranzniederlegung nahmen Gunter Dlabal, Vorsitzender des Südwestdeutschen Gauverbands und Horst Rödl, Vorsteher der Egerländer Gmoi Wendlingen, vor, Dekan Paul Magino die Totenehrung. Anschließend konnten die anwesenden Gäste unsere schöne Friedhofskapelle besichtigen. Um 15 Uhr war dann die festliche Eröffnung, begleitet von den Lauter-Bläsern die böhmisch-mährische Blasmusik, darboten. Nach den Ansprachen, voran Bürgermeister Steffen Weigel, hatten zahlreiche Trachten- und Plattlergruppen sowie die Egerland-Jugend Baden-Württemberg mit der Egerländer Gmoi Wendlingen ihren Auftritt. Moderiert haben Gudrun Lorenz und Oliver Lehnert. Gegen 17.30 Uhr war der Fassanstich durch BM Steffen Weigel, der anschließend das Fest offiziell eröffnete. Bis zum Beginn um 20 Uhr auf dem Marktplatz mit der Cover-Music „Party-Schwaben“ unterhielten die Lauter-Bläser. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde das Rathaus und der Treffpunkt Stadtmitte in den schönsten Farben illuminiert und die Party-Schwaben heizten mit fetziger Musik ordentlich ein.

Die sonntägliche Vinzenzi-Prozession mit der Reliquie des Heiligen Vinzenzi mußte leider wegen starkem Regen ausfallen. Der Festgottesdienst wurde in die Kirche Sankt Kolumban verlegt. Bischof Dr. Gebhard Fürst hielt eine beeindruckende Predigt. Er sprach von gemischten Gefühlen von Traurigkeit und Betroffenheit, die ihn angesichts der Millionen von Flüchtlingen und der aktuellen Konflikte in Syrien, dem Osten des Iraks, im Sudan, in Palästina und in der Ukraine beschleiche. „Wer Heimat hat ist als Christ aufgerufen, Heimat zu teilen“, teilte er den Besuchern des Gottesdienstes mit.
Nach dem Gottesdienst, der vom Kirchenchor und dem Musikverein Unterboihingen begleitet wurde, erhielten die Besucher die Birnen, Ehrengabe des „Birnsonntags“. Um 11 Uhr fand der Empfang der Stadt Wendlingen a.N. im Treffpunkt Stadtmitte statt. Festredner war Knut Kreuch , Präsident des Deutschen Trachtenverbands. Er begeisterte mit seiner Festrede „Ist Heimat noch zukunftsfähig?“. Er teilte dem aufmerksamen Publikum mit „Heimat ist zukunftsfähig, wenn wir es wollen, und Heimat lehrt uns täglich, uns selbst nicht immer ganz so wichtig zu nehmen“.

Der Regen entwickelte sich zum Dauerregen und so entschieden sich bei einer Abstimmung aller anwesenden Vereine, auch wegen der wertvollen Trachten, den Festumzug, für den sich über 40 Gruppen aus nah und fern gerüstet haben, abzusagen. Erwähnenswert sind auch die historischen Fahrzeuge, die Pferdekutschen, Glemser mit dem Holzwagen, der Wagen der Brauerei Dinkelacker, die Schlepperfreunde mit 11 verschiedenen Schlepper, der Museumsverein mit der Holzsäge. Sie standen alle bis zur Absage über zwei Stunden im Regen. Die im Freien geplanten Auftritte der Musik- und Volkstanzgruppen wurden kurzerhand in den Treffpunkt verlegt. Gegen Abend kam dann doch noch etwas die Sonne hervor und die „Siebenbürger Blasmusik“ sowie der Musikverein Wendlingen konnten das Publikum im Freien noch mit ihren Weisen unterhalten.
Ein schönes Vinzenzifest zwischen Sonne und Regen, ein Fest der Begegnung, ist wieder einmal zu Ende! Wir danken allen Mitwirkenden, allen Helfern, der Stadtverwaltung, dem Bauhof und besonders unserem Bürgermeister Herrn Steffen Weigel !