Tagebuch einer Neuseeland-Reise,
insbesondere nach Puhoi v. 5.2.-26.2.13
Neuseeland hat 4,4 Mio. Einwohner, eine parl. Monarchie (im Commonwealth); von der Nordspitze der Nordinsel bis zur Südspitze der Südinsel sind es 2.000km. Sehr dünn besiedelt, nur 16 Einw. pro qkm, im Gegensatz zu Deutschland mit 229 Einw. pro qkm; flächenmäßig die halbe Größe Frankreichs und die doppelte von Griechenland.
37.500 Flugkilometer mit Emirates, 2 Mietautos über 3.100 km, 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bayern, Baden-Württemberg und Oberösterreich.
Am Di., 5.2.13 Flug von München(MUC) nach Dubai(DXB) mit Emirates. Unter uns zogen vorbei: Salzburg, Plattensee, Bukarest, Constanza, südl. Schwarzes Meer, Nähe Ankara, Bagdad, Basra Dubai. 4.500 km in 5 ½ Stunden.
Weiterflug von DXB nach Sydney(SYD) mit Airbus A380 in 14 Stunden. Strenge Personenkontrollen; Gürtel abnehmen, Schuhe ausziehen.
Weiterflug nach Auckland(AKL), 2.100 km in 3 ¼ Stunden. 500.000 Einw. Empfang durch Christine Krippner, der Vorsitzenden der Egerländer Siedlervereinigung, die sich „Bohemian Association“ nennt. Ihre Tochter Karen Camp und ihr Schwiegersohn David Camp, ein Farmerehepaar, waren auch gekommen. Nach einigen Gläsern Bier flogen wir mit Jet Star Airways weiter in das 1.000km entfernte Christchurch (CHC). 370.000 Einw.
Hier holte uns Barry Brown ab. Er hat diese Reise organisiert und fuhr auch einen der beiden Mietwagen. Ihm schulden wir Dank und Anerkennung. Am Do. 7.2.13 übernachteten wir, vor der großen Rundfahrt, im Motel „Colonial Inn“.
Am Fr., 8.2.13 Weiterfahrt nach Dunedin (370km). Rast in Timaru und bei den runden Steinen im Meer – Moeraki Boulders. Sie sollen 60 Mio. Jahre alt sein.
Übernachtung in Dunedin (124.000 Einw.) im „Cable Court Motel“. Am Sa. 9.2.13 Stadtbesichtigung: Einmaliger Bahnhof, einige Fotos vom Zug Dunedin Silver Fern (Silber Farn) gemacht. Es ist NZ`s flächenmäßig größte und schottischste Stadt mit 120.000 Einw.
Am So.10.2.13 und Mo.11.2.13 Übernachtung nach Fahrt von 290 km im Motel „Lakeside“ in Queenstown, 10.000 Einw.
20 km vor Queenstown beginnt das Weintal, sehr große Weinbauflächen zu sehen, auch, wie fast überall im Land, Schaf-, Rinder- und Damwildherden.
Am Mo., 11.2.13 Fahrt nach Haast, 300 Einw., 260 km von Queenstown zum „Aspiring Court Motel. Dort musizierten Peter und Veronika Schmidt nicht nur zu unserem Vergnügen.
Auch andere Gäste hatten ihre Freude. Überall hier in der Gegend undurchdringliche Regenwald mit vielen Farnarten, sog. hohen Farnbäumen. Der Name des Ortes kommt vom österr. Geologen Julius von Haast, der hier von 1861 bis zu seinem Tod 1887 geforscht hat. Zahlreiche Plätze in NZ tragen seinen Namen.
Am Di., 12.2.13 Fahrt nach Greymouth zum „Revingtons Hotel“,370 km von Haast entfernt. 1954 hat hier Königin Elizabeth II. in Zimmer 12 übernachtet.
Wir waren am Fuße des Fox-Gletschers, 30 min. schweißtreibender Aufstieg, ein sehr steiler Weg. Die Hälfte unserer 16 Teilnehmer war trotzdem oben.
Am Mi., 13.2.13 Fahrt von Greymouth über Westport nach Nelson, 50.000 Einw. 370 km. 2 Nächte im Trailway Hotel. Nelson ist NZ`s älteste Stadt. Rast bei den Punakaiki (Pfannkuchen) Felsen. Die sehen aus wie aufgeschichtete Pfannkuchen und sind vor 30 Mio. Jahren aus Skeletten von Meerestieren entstanden u. von Wind, Regen und Seewasser geformt. Vorher waren wir beim Goldwaschen in Shanty Town, eine Touristen Attraktion. Hier kann man auch Gold waschen. Wir haben es alle versucht; ein paar Krümel sind es geworden.
Am Do.14.2.13 von Nelson 30 km südlich Besuch einer deutschen evangelischen Gemeinde in Upper Moutere. Trafen die Familie Abeltshauser, die 1992 von München eingewandert ist. Viel vom Leben hier hat er erzählt: 37% Steuer vom Lohn ab 1.NZ$. Aber da ist alles, auch die KankenVers. enthalten. Häuser nahezu alle aus Holz wegen der vielen Erdbeben. Kosten eines kleinen Hauses ca. 300.000 NZ$, das sind ca. 200.000€. Die Häuser werden oft vergrößert und dann verkauft. Vor der Rente hat man dann ein großes Haus, das verkauft wird; ein kleines wird gekauft, denn das reicht ja jetzt platzmäßig aus. Der Gewinn oder die Differenz ist eine Zusatzrente und dient zu deren Aufbesserung, die für alle gleich hoch ist. Die Häuser hier sind kaum verschlossen. Es wird nichts gestohlen. Wir wurden mit Kaffee und Kuchen bewirtet; der sehr junge Pfarrer aus Australien hat Kaffee ausgeschenkt.
Am Fr. 15.2.13 Abfahrt von Nelson 120 km nach Picton zum Fährhafen. Wir setzten in 3 Stunden durch die Cook Strait (Strasse)auf die Nordinsel über und landeten in der Hauptstadt Wellington, 200.000 Einw.
2 Übernachtungen im Hotel Abel Tasman im Zentrum. Sehr schön. Mein Zimmer lag im 7. Stock. In jedem Hotelzimmer findet man eine Bibel (Holy Bible). Als ich vor dem Fernseher saß, um 17:20 Uhr spürte ich einen leichten Erdstoß; der Stuhl wackelte. An den Zimmertüren sind immer Erdbebenwarnungen: „Weg vom Fenster, Aufenthalt unter dem Türrahmen oder unter einem festen Möbelstück Schutz suchen“.
Am Sa. 16.2.13 habe ich mir ein Fahrrad geliehen und die Stadt erkundet. Ich fuhr um das Parlamentsgebäude herum, das man, seiner Bauweise wegen, als Bienenkorb bezeichnet.
An der Pier lag das Greenpeace Schiff „Rainbow Warrior”, das viele Menschen besichtigen wollten und in Schlangen anstanden.
Am So. 17.2.13 nach 380 km Fahrt Ankunft in Taupo am größten NZ Binnensee. Übernachtung im Chelmswood Motel. Auf der Fahrt hierher kamen wir an Kapiti Island vorbei. Von hier aus beherrschte ein Maori Seeräuber im 16.Jh. die Gegend.
Unterwegs hielten wir an, um 2 Vulkane zu fotografieren: Das Massiv des Mt. Ruhaperu (2797m), den Mt. Tongariro (1967m). Temperaturen, wie auf der ganzen Reise, 25° – 28°. Wir haben Sommer, die Monate Dez-Febr.
Am Mo. 18.2.13 Fahrt von Taupo nach Rotorua (90km). Die Stadt hat 56.000 Einw. Es ging vorbei an den Huka Wasserfällen. Am Nachmittag besichtigten wir das Maori Dorf Whakarewrewa. Überall strömt heißer Dampf aus der Erde und aus Felsspalten. Es wird gewarnt, dass das Wasser 100°C heiß ist.
In NZ ist Maori neben Englisch eine Amtssprache und es gibt einen eigenen Maori TV Kanal. Rotorua hat seinen lokalen Fernsehkanal, der alle 30 Min. das englische Programm der Deutschen Welle (DW) für jeweils 10 Min. ausstrahlt.
Das Telefonieren per smartphone erwies sich als sehr kostspielig; pro Minute 2,99€. Man kauft sich lieber eine Telefonkarte der NZ telecom für 10 oder20 NZ$ und kann damit bedeutend preiswerter Kontakt mit zu Hause halten. Das bedingt aber den Weg zu einer Telefonzelle.
Uns fiel auf: In Städten und auch in den meisten Dörfern sind die Straßen rechtwinklig angelegt, denn sie sind max. 150 Jahre alt. Am Di., 19.2.13 geht es zur Vulkanlandschaft „Wai-O-Tapu“(Thermal Valley). Es gibt dort Geysire und Schlammtümpel mit 100° C heißem Wasser.
Am Nachmittag besuchen wir „Agrodome“, wo uns 19 verschieden Schafrassen vorgeführt werden. Deren Schur darf nicht fehlen; auch die Aufgabe der Hirtenhunde wird gezeigt. Eine unserer Teilnehmerinnen darf sich am Kuhmelken versuchen und erhält hierfür die entsprechende Urkunde überreicht.
Am Mi. 20.2.13 von Rotorua nach Otorohanga zum Kiwi Vogelhaus. Wir konnten eine Fütterung zweier Tiere erleben. Diese geschützten, flugunfähigen Vögel sind kaum in den dichten Wäldern zu sehen. Man züchtet sie erfolgreich. Der Nationalvogel hat den Neuseeländern ihren Namen gegeben, denn man nennt sie bekanntlich weltweit „Kiwis“.
Die Vorsitzende der Egerländer in NZ, Christine Krippner, hat uns hier abgeholt und zu einer kleinen Farm eines ihrer Verwandten, Franz Krippner, gebracht. Hier wurden wir mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen bewirtet. Wir sahen den Hausgarten, in dem fast alles wächst, sogar Macadamia Nüsse. Anschließend fuhren wir zu Christine Krippners Tochter Karen und deren Ehemann Dave Camp. Ein riesiger Bungalow gehört zu dieser Farm; am Fahnenmast flatterte zu unserer Begrüßung die deutsche Flagge.
Ein recht großer Betrieb mit 56 ha. Land, 140 Milchkühen, 12 Melkmaschinen und zwei Traktoren. Die Landwirte hier erhalten keine Subventionen. Abends veranstalteten die Camps dort mit allen Nachbarn der Farm ein großes Barbecue. Es folgte ein Musikabend in der Doppelgarage. Es kamen zum Einsatz: 9 Akkordeon Spieler, 2 Geiger und 1 Dudelsackspieler. Wir übernachteten entweder bei Familie Camp oder bei Bekannten in der näheren Umgebung der Camp Farm. Man zeigte uns in der klaren Nacht das Sternbild „Kreuz des Südens“ das Teil der NZ Flagge ist und bei uns, am nördlichen Sternenhimmel, nicht zu sehen ist.
Am Do., 21.2.13 fuhren wir zur Glühwürmchen Höhle in Waitomo. Hunderttausende dieser winzigen Insekten mit sog. Biolumineszenz hängen an der Decke.
Am gleichen Tag ging es weiter nach Orewa zum Beachcomber Motel, das 35 km nördlich von Auckland liegt und 7.500 Einw. hat. Da es nur 12 km nach Puhoi (auf maorisch bedeutet das „langsames Wasser“) sind, blieb das unser Standort bis zur Abreise am Mo., 25.2.13.
Am gleichen Tag begaben wir uns zu einem Aussichtsberg in Auckland, von wo aus beide Teile des Pazifik (westlich und östlich v. Auckland) zu sehen waren.
Am Fr. 22.2.13 begannen die Feierlichkeiten „150 Jahre Einwanderung“ mit Museums- und Kirchenbesuch. Am Nachmittag konnte, wer das wollte eine Kajak Tour von der Mündung des Puhoi River 8km in Richtung Puhoi unternehmen. Vier Teilnehmer wagten dies, u.a. auch ich.
Die Flut, wir starteten in einer Bucht, trieb uns Richtung Westen auf Puhoi zu. Gerudert musste aber trotzdem werden. Ein schönes, nicht alltägliches Erlebnis.
Nun etwas zu den Siedlern aus dem Egerland, aus der damaligen k u k Monarchie bzw. dem damaligen Königreich Böhmen. Daher nennen sie sich „Bohemian-Association“. 83 Leute, unter Führung des ehem. Armeeoffiziers Martin Krippner kamen aus der Gegend von Staab, das liegt zwischen Mies und Bischofteinitz, 90 km südwestlich von Pilsen. Dort brachen sie am 26.Februar 1863 auf. Umgangssprache war lange Zeit der deutsche Dialekt „Egerländisch“. Heute sprechen die meisten nur noch Englisch.
Nach einer 4-monatigen Reise per Segelschiff (sie erreichten Puhoi am 29. Juni 1863) hofften die Siedler, die ihnen zugeteilte Fläche, etwa 16 Hektar pro Erwachsenen landwirtschaftlich zu nutzen, fanden aber sehr bald, dass das Land nicht nur außerordentlich steil, sondern auch dicht mit Kauribäumen bewachsen war, die erst gerodet werden mussten, bevor an Bebauung zu denken war. Der Kauri-Baum ist ein immergrüner Baum, der meist Wuchshöhen von 30 bis 50 Meter und Stammdurchmesser von 1 bis 4 Meter oder mehr erreicht.
Unsere Landsleute mussten anfangs vom Wald leben und wären kläglich verhungert, hätten die maorischen Einwohner ihnen nicht geholfen. Unter riesigen Schwierigkeiten und mit harter Arbeit gelang es ihnen, innerhalb von 20 Jahren ein blühendes Gemeinwesen zu schaffen. Weiter mit den Feierlichkeiten:
Am Sa. 23.2.13 veranstaltete die Vereinigung ein Picknick im Regional Park „Wenderholm“. Zur Erinnerung fuhren die jungen Leute mit Hochrädern um die Wette und hatten ihren Spaß. Auch spielte man die Ankunft der Siedler nach, indem man mit Booten auf dem Puhoi River zur Anlegestelle fuhr. Die Männer hatten sich für diesen Anlass lange Bärte stehen lassen, um eben so auszusehen, wie vor 150 Jahren. Begrüßt wurden diese Nachfahren der Siedler von einer großen Menschenmenge. In einem Boot u.a. ein Maori Führer, der einige von uns mit dem „Nasenkuss-Hongi“ begrüßte. Zum Abendessen servierte man u.a. die uns unbekannte Süßkartoffel (Kumara) Die Māori brachten sie bei der Besiedelung Neuseelands aus ihrer Heimat Polynesien mit. Am Abend folgte ein Siedlerball mit Tänzen aus dem Egerland. Viele trugen die Egerländer Tracht.
Am So., 24.2.13 an unserem letzten Tag bei unseren Freunden trugen nahezu alle die Tracht.
Es begann mit einem Gottesdienst in der kath. Kirche St. Peter & Paul, der von 2 Priestern zelebriert wurde. Wir brachten für die Kirche ein neues Altartuch (Parament) mit, das von Nonnen aus Linz/Donau kunstvoll bestickt worden ist.
Nach dem Gottesdienst kamen die Kinder, viele ebenfalls in Tracht, zum Priester u. wurden gesegnet. Nach der Messe folgte in der Festhalle eine Feierstunde, wo wir, die beiden Vorsitzenden des Bundes der Eghalanda Gmoin BdEG Alfred Baumgartner, Linz und sein Stellvertreter Egon Ziegler, Planegg einigen Mitgliedern der Vereinigung Ehrenzeichen u. Urkunden zum Dank für deren langjährige Traditionspflege überreichten. Dies kam auch in unser beider Ansprachen zum Ausdruck. Wir erinnerten, dass bereits vor 25 Jahren eine Egerländer Gruppe aus Deutschland Puhoi besucht hat.
Das große Fest klang mit einem Besuch des Friedhofes in Puhoi aus. Dort lasen wir sehr viele deutsche Namen auf den Grabsteinen.
Die Mitglieder der Puhoier Egerländer Vereinigung, bei uns heißt das bekanntlich „Egerländer Gmoi“, waren hocherfreut über unseren Besuch. Ein Gegenbesuch ist möglich.
Am Mo., 25.2.13 um 18:40 Uhr Ortszeit ging unser Flieger Richtung Nordwesten. Wir hatten noch einen geplanten Aufenthalt von 11 Stunden in Dubai, bevor wir heil, aber müde in München ankamen. Vom neuseeländischen Sommer in den deutschen Winter.
Dr. Egon Ziegler