Frühjahrstagung

Frühjahrstagung Hessen 2015 in Hungen

Die Mischung aus interessanten Themen in Kombination mit einem fröhlichen Hutza-Nachmittag erwies sich erneut als Anziehungsmagnet. So konnten Landes-Vüa(r)stäi(h)a Bernhard Glaßl und Landeskulturwartin Gerlinde Kegel 44 Vertreter von 15 hessischen Gmoin begrüßen.

Monika Kasper, Gmoi-Vüa(r)stäi(h)are von Kelsterbach, hatte sich des Themas „Karlsbader Sprudelstein“ angenommen. Ein Zeichen der bis heute anhaltenden Vulkantätigkeit sind die heißen Quellen von Karlsbad mit einer Wassermenge (Schüttung) von bis zu 2.000 Liter Wasser pro Minute. Als ein Nebenprodukt des Wasseraustritts treten Kalkablagerungen, die als „Aragonit“ oder „Sprudelstein“ bezeichnet werden, auf. Charakteristisch sind dabei feine Bänderungen in vielen Farbabstufungen, die es am häufigsten in der Form von Brauntönen gibt. Bereits recht früh erkannte man die versinternde (verkalkende) Wirkung des Wassers bei den offenen Holzzuleitungen für die „Badstüblein“ der vornehmeren Gäste. Aufgrund dieser Erkenntnis legte man geschnitzte Figuren und andere Gegenstände in diese Zuleitungsrinnen und ließ sie versintern. Das Andenkengeschäft hat begonnen.

Egerländer Hessen – Gmoivertreter

1776 trat mit dem Steinschneider und Mineralienhändler Joseph Müller einer der ersten Sprudelsteinsammler hervor. Er erstellte ein Verzeichnis mit 109 Sprudelsteinarten und gestaltete diverse Kostbarkeiten. Müller verfügte über einen langjährigen Kontakt zu Goethe, der eine Begleitschrift zu Gesteinsarten und Fundorten dazu schuf. Nach Müllers Tod übernahm der Mineralienhändler David Knoll den Kontakt zu Goethe und ebenso den Vertrieb der Steinsammlungen.

Die aus Sprudelstein erstellten Andenken waren Schmuck, Tabakdosen, Einlegearbeiten, Kreuze und vieles mehr. Ab 1830 gab es einen regelrechten Boom für diese Artikel. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg endet diese Tradition und damit auch der Beruf des Sprudelsteinschleifers. In Ergänzung zum Vortrag hatte Hermine Bender (Dillenburg) mehrere Exponate ihrer und der Sammlung von Sonja Gebauer-Schwab mitgebracht.

„Die Zahl „3“ im Egerländer Volksglauben und Volksbrauch, im Sprach- und Spruchgut“ wurde von Gerlinde Kegel (Herborn) und Christa Voigt (Limburg) vorgestellt. Allgemein tritt die „3“ beispielsweise in Dreibein, Triathlon und in der Dreifarbenlehre auf. In Redensarten, Märchen, Liedern, Operetten kennen wir alle als Beispiele die „Dreigroschenoper“, das „Dreimäderlhaus“ oder auch „drei Wünsche frei“. Die „3“ tritt sowohl im Heidentum (Dreifaltigkeitsgöttin) und in der christlichen Zahlensymbolik auf (Heilige Familie, Heilige Drei Könige, Auferstehung am dritten Tag).

Der Volksglaube und die Redensarten im Kulturgut der Egerländer stehen da in nichts nach. Es werden „Dra Kreizla g´måcht“ oder auch „Dra Vaterunser bett“. An kirchlichen Feiertagen, Namenstagen, an Hochzeiten und Beerdigungen, mit Kinderreimen und Liedern („Drei Schneida“, „Drei Dackl“ oder „Da Driefouß“) konnte uns Gerlinde Kegel viele Beispiele vorstellen. Am bekanntesten waren die „Fosnat“ und die „Kirwa“, die an deren Hochtagen „3 Togh gfeiat“ wurden. Den Abschluss bildete die Aussage, das aller guten Dinge „3“ sind: Eger – Egerland – Egerländer. Fluss und Stadt sprechen für den Lebensraum: Egerland. Fluss, Stadt und Lebensraum ergeben eine Landschaft und damit das Fundament für einen Volkscharakter: die Egerländer.

Mona Hafer übernahm die Vorstellung der ausgebuchten Studienfahrt der Egerland Jugend Hessen vom 13. – 17. Mai 2015 in das südliche Egerland. Anschließend hatten die hessischen Gmoin Gelegenheit, ihre aktuelle Entwicklung und ihr derzeitiges Angebot an Veranstaltungen vorzustellen. Erfreulich bleibt zu vermerken, dass in einzelnen Gmoin nicht nur der „übliche“ Mitgliederschwund zu beklagen war, sondern sogar neue Mitglieder hinzugekommen sind. Die Aktivitäten sind vielfältig und zeigen, dass in den meisten Gmoin ein reges Vereinsleben herrscht. Die Termine des Landesverbandes wurden besprochen, dazu gehört auch die Teilnahme am Festzug des Hessentags in Hofgeismar.

Den Schluss der Frühjahrstagung bildete der volkstümliche Teil, vom Singen gemeinsamer Lieder, Vorträgen und den Tänzen. Karl Huyer (Bischofsheim) erzählte in Mundart die Geschichte über die Entstehung von Karlsbad. Edi Fenkl (Kelsterbach) trug das Gedicht „Vom Falkenauer Wastl“ vor. Bernhard Glaßl (Hungen) ließ uns Fußballleidenschaft erleben.

Die große Tanzgruppe der Gmoi Hungen war für die abschließende Tanzdarbietung hinzugekommen. Gemeinsam mit der Landesjugend wurden Tänze wie „Sprötzer Achterrüm“, „Sternpolka“ und die „Natanger Polka“ gezeigt. Mit dem Lied „Kein schöner Land“ ging der unterhaltsame Tag zu Ende.

Bericht und Foto: Hans-Jürgen Ramisch
Öffentlichkeitsarbeit, Landesverband Hessen