Frühjahrstagung Hessen 2016
Gut besucht war die Landesfrühjahrstagung des Landesverbands Hessen am 5. März. Landesvüa(r)-stäi(h)a Bernhard Glaßl konnte 47 Teilnehmer aus 14 hessischen Gmoin begrüßen. Kulturwartin Gerlinde Kegel (krankheitsbedingt verhindert) hatte ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt.
Als profunder Kenner der Geschichte der k.(u.)k. Armee und des k. u. k. Infanterieregiment Nr.73 “Egerländer” von Österreich-Ungarn erwies sich der erste Referent Michael Kummer. Das Regiment wurde 1860 aufgestellt und die Standorte waren zunächst Krakau (Regimentsstab sowie das I. und II. Bataillon) und Eger (III. Bataillon). Es war eines von 18 neuen Regimentern, welche die vorhandenen 62 Regimenter auf 80 aufstockten. Erster Regimentsinhaber war Alexander Graf Mensdorff-Pouilly (1860-1865), ihm folgten Herzog Wilhelm von Württemberg (1865-1898) und Herzog Albrecht von Württemberg (1898-1918). Die Fahnenweihe erfolgte 1862 in Krakau und der Fahnenspruch lautete „Und wenn die Welt voll Teufel wär‘ – Wir folgen Dir zu Ruhm und Ehr!“
Bei der Feuertaufe des Regimentes in den Schlachten bei Jitschin und Königgrätz mussten hohe Verluste verzeichnet werden. Kummer verwies unter anderem auf falsche Strategien (Linientaktik) und veraltete Waffentechnik (Vorderladergewehre mit langsamer Nachladetechnik) als die Hauptprobleme der Österreicher und verdeutlichte es anhand der Verluste beider Kriegsseiten. So beklagte Preußen rund 1.929 Tote, Österreich 5.658 Tote; vermisst wurden 276 bzw. 7.410 Personen.
1867 – nur ein Jahr nach der Schlacht bei Königgrätz – nahm die Regimentskapelle beim internationalen Wettbewerb an der Weltausstellung in Paris teil und gewann den ersten Platz. 1869 wurde der weithin sichtbare weiße Waffenrock endlich durch einen blauen Waffenrock ersetzt. Den Regimentsmarsch „Egerländer Marsch“ komponierte Wendelin Kopetzky 1891.
Am 31. Juli 1914 erfolgte die Mobilisierung der gesamten k.u.k. Armee. Die Kampfhandlungen des Regiments im ersten Weltkrieg zeigen eine Vielzahl von Fronten und Kampfhandlungen. Einsätze in Serbien (Drina), Ostfront (Karpaten), Italienfront (u.a. Monte Zebio und Isonzo/Südtirol) zermürbten die Kämpfer und führten zu riesigen Verlusten. Eine genaue Feststellung der Regimentsverluste ist nicht möglich. Am 14. November trafen die überlebenden Soldaten des Regiments in Eger ein und wurde in den folgenden Tagen durch tschechische Soldatenräte aufgelöst. In der weiteren Spurensuche ging der Referent noch auf die Denkmäler für das Regiment bzw. die Soldaten und die „Rettung“ der Fahne ein. Eine ausführliche Fassung der Regimentsgeschichte während des 1. Weltkriegs hat Michael Kummer im Selbstverlag veröffentlicht (Kontaktadresse über: web[at]m-kummer.de).
Trachten sind ihr Spezialgebiet. Hermine Bender, langjährige Bundestrachtenwartin, zeigte mit zahlreichen Bildern (PowerPoint-Präsentation von Hans-Jürgen Ramisch) die Vielfalt der Sudetendeutschen Trachten. Zunächst wurden Böhmerwälder Trachten vorgestellt. Besonders herausgestellt wurden die Budweiser Festtagstracht und das Goldhaubenkleid mit der „Linzer Goldhaube“ aus Rosenberg. Die Wischauer Tracht (Wischauer Sprachinsel) hat als auffälliges Merkmal eine Halskrause. Stellvertretend für die Trachten im Altvatergebirge war die Tesstaler Tracht, die an den Beispielen der Tesstaler Mädchentracht und der Frauentracht vorgestellt wurden.
Besonderheiten sind hier die offene Haube bei der Festtagstracht und die Stickarbeiten beim Schultertuch. Eine Spensertracht repräsentierte das Riesengebirge bevor mit der einfachen Erzgebirgstracht (Saaz) auf das Egerland und seine acht Trachtengebiete übergeleitet wurde.
Die Fahrt der Jugend im Mai 2015 ins Egerland zeigte Mona Hafer in ihrem Vortrag (unter Verwendung vieler Bilder von Matthias Meinl). Ausgangspunkt war Bad Alexanderbad, Stationen waren u.a. Pilsen mit Brauereibesichtigung, Tachau, Mies sowie Bischofteinitz. Den krönenden Abschluss bildete ein kleiner Volkstumsnachmittag in Falkenau, zu dem die Teilnehmer erstmals in Tracht im Egerland waren. Ein ausführlicher Bericht ist in der Juli-Ausgabe des Egerländer (7/2015) erschienen.
Mit einem gemeinsamen Singen ging es am Nachmittag weiter. Es folgten mehrere Tänze der anwesenden Tänzer und der Egerland-Jugend von Hungen. Hierzu gehörten der Jägerneuner, der Schäi(n Lustigh, die Natanger Polka u. a. mehr.
Geschichtla und Gedichtla, von Edi Fenkl und Bernhard Glaßl vorgetragen, gaben den Tänzern die notwendige Verschnaufpause. „Kein schöner Land“ war – wie immer – das eindrucksvolle Schlusslied.
Bericht:
Hans-Jürgen Ramisch, Öffentlichkeitsarbeit LV Hessen