Egerlandtag und 49. Bundestreffen der Egerland-Jugend

„Tradition hat Zukunft“

Egerlandtag und 49. Bundestreffen der Egerland-Jugend

Nach 2015 und 2017 fand Ende September 2019 zum dritten Mal der Egerlandtag und das Bundestreffen der Egerland-Jugend zusammen in Marktredwitz statt. Die Schirmherrschaft wurde zu diesem Anlass dem Marktredwitzer Oberbürgermeister Oliver Weigel angetragen, die er auch sehr gerne annahm.

Empfang durch den Oberbürgermeister

Der Schirmherr ließ es sich nicht nehmen, den Bundesvorstand des Bundes der Eghalanda Gmoin und die Führung der Egerland-Jugend im Historischen Rathaus der Stadt zu empfangen. Hochrangige Vertreter der Stadt und auch des Landkreises Wunsiedel stießen zusammen mit den Egerländern auf ein erfolgreiches Festgeschehen in Marktredwitz an. Oberbürgermeister Oliver Weigel und der stellvertretende Landrat Roland Schöffel brachten ihre Freude zum Ausdruck, dass erneut das Egerland-Kulturhaus im Mittelpunkt des Egerländer Treffens steht.

Eine gelungene Überraschung für Oliver Weigel war die Ehrung durch die Egerland-Jugend mit der Ehrennadel der EJ. Der Bundesjugendführer Alexander Stegmaier bedankte sich somit im Namen der EJ bei dem Marktredwitzer Oberbürgermeister für sein Engagement für die Egerländer.

Kirchenkonzert

Einen sehr gelungen Auftakt des Festwochenendes gestaltete die Egerland-Jugend am Freitagabend in der katholischen Kirche Herz-Jesu in Marktredwitz. Zusammen mit Ronny Krippner gestaltete sie ein Kirchenkonzert mit Chorgesang und virtuosem Orgelspiel.

Ronny Krippner ist Mitglied in der Egerländer Gmoi Marktredwitz sowie Organist und Musikdirektor am Croydon Minster und der Whitgift School in London. Er begann seine Ausbildung an der Regensburger Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (Orgelspiel und Improvisation bei Prof. Franz-Josef Stoiber) und war während dieser Zeit auch als Chorleiter bei den Regensburger Domspatzen tätig. Anschließend ging Krippner nach England, wo er an der Universität von Exeter im Masterstudiengang „English Cathedral Music“ sein künstlerisches Können in den Fächern Orgel und Chorleitung vertiefte. Es folgten Organistenstellen an den Kathedralen von Bristol und Newport, sowie am Clifton College und der King’s College School in Wimbledon. Von 2008 bis 2013 war Krippner Organist an der St George’s Church, Hanover Square (London), in welcher Georg Friedrich Händel über 30 Jahre lang an den Gottesdiensten teilnahm und auch selbst gelegentlich die Orgel spielte. Ronny Krippner ist Kulturpreisträger der Stadt Marktredwitz, Träger des Sudetendeutschen Kulturpreises für Darstellende und Ausführende Kunst (2018) und einer der wenigen deutschen Inhabern des Fellowship Diploms des Royal College of Organists. Seine rege Konzerttätigkeit führte ihn, neben England und Deutschland, auch nach Australien, Frankreich, Holland, Mexiko, Norwegen und Ungarn.

Die katholische Gemeinde Herz-Jesu begeht in diesem Jahr ihr 50. Gründungsfest, was diese auch zum Anlass nahm, zusammen mit der Egerland-Jugend und Ronny Krippner das Kirchenkonzert in ihr Festprogramm auf zu nehmen. War Krippner doch auch viele Jahre musikalischer Leiter des dortigen Kirchenchores.

Der Chor der Egerland-Jugend sang unter der Leitung von Roland Hammerschmied, der es erneut schaffte, den Chor aus verschiedenen EJ-Gruppen zu einem einheitlichen Klangkörper zu vereinen.

Beginn des Bundestreffens

Am Samstagmorgen eröffnete Bundesjugendführer Alexander Stegmaier in der Alexander-von-Humboldt-Schule das 49. Bundestreffen der Egerland-Jugend. Wie bereits 2018 in Hungen wurden wieder verschiedene Workshops ausgeschrieben, zu denen sich die Teilnehmer – je nach Interessenlage – im Vorfeld anmelden konnten. So gab es Workshops für das Tanzen und Singen in verschiedenen Altersklassen, einen Workshop zum Kochen von egerländer Schmankerln, einen für das Musizieren, einen für die Kleinsten zum Basteln und Hören von Märchen und Sagen. Ein weiterer Workshop bereitete die Teilnehmer auf den vierstimmigen Chorgesang mit der Egerländer Messe zum Festgottesdienst am Sonntag vor. Am Nachmittag bereiteten sich die jungen Egerländer inhaltlich auf den Volkstumsabend „Egerländer Notenbüchl“ vor.

Ausstellungseröffnung

Am Vormittag wurde im großen Saal des Egerland-Kulturhauses eine Kunstausstellung mit dem Titel „Josef Hendel – Wiederentdeckung eines Egerländer Künstlers“ eröffnet. Josef Hendel wurde 1897 in Roßbach bei Asch geboren. In den 1920er-Jahren wurden seine Werke zusammen mit Paul Klee und Wassily Kandinsky ausgestellt. Als seine Kunst im Nationalsozialismus als „entartet“ eingestuft wurde, verbrannte er eigenhändig seine Werke und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Nach der Vertreibung setzte er sein Schaffen im Münsterland fort.

Im Egerland-Kulturhaus sind nun viele Ölgemälde, Federzeichnungen und auch Kunst in der Streichholzschachtel zu sehen. Präsentiert werden auch einzelne Bilder aus dem Zyklus „Böhmische Dörfer“.

Totengedenken

Über 50 Personen fanden sich zur Mittagszeit auf dem Städtischen Friedhof in Marktredwitz zum traditionellen Totengedenken ein. Der Bischöfliche Geistliche Rat Hans-Josef Bösl begleitete uns an den Gedenkstein an die Opfer von Flucht und Vertreibung sowie an die Gräber von Dr. Leonard Holzberger, Seff Heil, Ernst Bartl und Adolf Horner. An allen Gräbern wurden Blumengebinde zum Gedenken niedergelegt und ein Gebet gesprochen.

Am großen Gedenkstein gedachten auch Lena Jobst und Erich Wetzka in einem sehr schönen Dialog unseren Toten in der Heimat, den Opfern während der Vertreibung und unseren Verstorbenen in der neuen Heimat und der Toten der jüngsten Vergangenheit. Musikalisch begleitet wurde die Zeremonie von der Gartenberger Bunkerblasmusik aus Geretsried.

Eröffnung der Festwochenendes

Bundesvüarstäiha Volker Jobst begrüßte zahlreiche Ehrengäste der Geistlichkeit, der Stadt Marktredwitz, des Landkreises, der Vertriebenenverbände und des Bundes der Eghalanda Gmoin mit der Egerland-Jugend.

Zum Motto des diesjährigen Treffens erläuterte Volker Jobst:

„Mit unserem Motto wollen wir ein Zeichen für alle Generationen setzen. Wie schon in meinem schriftlichen Grußwort erwähnt, wollen wir den älteren Landsleuten aufzeigen, dass wir versuchen an den alten Traditionen der Heimat festzuhalten und den jüngeren Menschen wollen wir zeigen, dass Tradition nichts verstaubtes, langweiliges oder altbackenes sein muss“. Weiter führte er unter anderem aus: „…es ist neben dem Egerländer Brauchtum die Egerländer Lebensart und der Zusammenhalt, der unsere Stammesart ausmacht. Ich hoffe, dass dies noch viele Jahre so bleibt und zusammen mit der Egerland-Jugend weiter der Erhalt unserer Gmoin gesichert werden kann. Denn sicher ist: Die Egerländer Gmoin – und damit die Menschen – sind die Basis des Bundes. Ohne die Gmoin in den Ländern braucht es auch keinen Bund mehr. Da viele Gmoin in den letzten Jahren aber auch in jüngere Führungen übergingen, ist mir um den Bestand von vielen Gmoin nicht bang.“ An die Adresse der anwesenden politischen Ehrengäste sagte er: „Der Dank des Bundesvorstandes geht an dieser Stelle an die Stadt Marktredwitz für die Unterstützung bei der Durchführung des diesjährigen Egerlandtages und dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration für die finanzielle Förderung des Egerlandtages und des Bundesjugendtreffens“.

Oberbürgermeister Oliver Weigel lobte in seinem Grußwort ausdrücklich das ehrenamtliche Engagement der Egerländer, das nicht hoch genug einzuschätzen wäre.

Bundesjugendführer Alexander Stegmaier führt in seinem Grußwort wie folgt aus: „…das gesamte Festwochenende steht unter dem Motto: „Tradition hat Zukunft“. Wie ich finde ein sehr schwieriges Motto. Wir als die Bekenntnisgeneration möchten natürlich die Tradition fortsetzten, die unsere Eltern und Großeltern mit in die neue Heimat gebracht haben. Wenn man sich mal umschaut, wie viele junge Egerländer es noch gibt, die die Traditionen noch pflegen, können wir auch noch in der Zukunft Veranstaltungen wie ein Bundestreffen oder einen Egerlandtag austragen. An unserer Egerland-Jugend kann man sehen, dass Tradition Zukunft hat“.

Die Egerland-Jugend feiert vom 03.-05. Juli 2020 ihr 50. Bundestreffen. Zu diesem Jubiläumstreffen lud Alexander Stegmaier bereits die anwesenden Gäste ein. Das Jubiläumstreffen wird wieder hier in Marktredwitz stattfinden, aber mit einem sehr besonderen Höhepunkt: Der Volkstumsabend „Egerländer Notenbüchl“ wird in Eger stattfinden. Ebenso die Messe und das Offene Tanzen und Singen auf dem Marktplatz in Eger.

Als Festredner konnte der Bundesvüarstäiha den Beauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius gewinnen. Dieser bestätigte in seiner Festrede mehrfach die Einschätzung der Egerländer, dass Tradition Zukunft habe. Er zeigt sich sehr erfreut über die Gemeinschaft der Egerländer und das Engagement aller zum Erhalt und zum Betrieb des Egerland-Kulturhauses mit all seinen Einrichtungen. Besonders hob er auch seine Liebe zur Böhmischen Blasmusik hervor.

Dr. Fabritius bezeichnete das Egerland-Kulturhaus als einen Leuchtturm der Egerländer Kultur und Geschichte auch weil es auf dem Boden des historischen Egerlandes steht. Weiter lobte Fabritius das Engagement aller Vertriebenenverbände für die Überwindung der deutschen Teilung und ihren Einsatz für ein geeintes Europa. Erinnerungskultur hochzuhalten sei so wichtig, wie das Miteinander unter dem einen Dach Europa gemeinsam zu gestalten. „Wo Verständigung blüht, haben Menschenrechte Geltung. Und wo die Menschenrechte geachtet werden, herrscht Frieden!“

Festbetrieb im Zelt

Ab dem frühen Abend lief der Bewirtungsbetrieb im Festzelt am Angerplatz direkt neben dem Egerland-Kulturhaus. Die Bunkerblasmusik aus Geretsried, unter der Leitung von Roland Hammerschmied, spielte auf und leitete so beschwingt zum Volkstumsabend „Egerländer Notenbüchl“ der Egerland-Jugend über. Hier begrüßte Bundesjugendführer Alexander Stegmaier seine Egerland-Jugend und die Gäste des Egerlandtages.

In einem kurzen Grußwort brachte Bundesvüarstäiha Volker Jobst den Stolz des Bundesvorstandes über die Egerland-Jugend zum Ausdruck. Unser Jugendverband, der es schafft bald das 50. Jugendtreffen in Folge abzuhalten. Wir wissen auch die Selbständigkeit der Jugendführungen in den Landesverbänden und im Bund zu schätzen und respektieren diese.

Die Egerland-Jugend startete ihr kurzweiliges Programm mit den Moderatoren Lena Jobst sowie Marius und Simon Hammerschmied. Das Programm wurde in bewährter Weise von Roland Hammerschmied zusammen gestellt. Die Gartenberger Bunkerblasmusik spielte virtuos die bekannten Böhmischen Weisen auf. Es war schade, dass mit dem letzten Septemberwochenende leider ein relativ Kühles Wochenende erwischt wurde.

Nach dem Volkstumsabend spielte die Blasmusik noch zum gemütlichen Ausklang, der so manchem Gast ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

Nach dem abendlichen Betrieb im Zelt zog sich die Egerland-Jugend in ihr Quartier in der Alexander-von-Humboldt-Schule zurück. Mit viel Gesang, Tanz und guten Gesprächen wurde dort noch bis weit in die Nacht zusammen gesessen. Und das war gut so!

Festgottesdienst

Der Sonntagmorgen begann perfekt mit dem Festgottesdienst im Festzelt. Monsignore Karl Wuchterl und Pfarrer Ralf Bertels zelebrierten die Heilige Messe, die vom Chor der Egerland-Jugend und von der Gartenberger Bunkerblasmusik musikalisch begleitet wurde. Für alle im Zelt war es wieder ein tolles Erlebnis, einen Gottesdienst mit den uns so vertrauten Geistlichen und den Beiträgen der Egerland-Jugend zu erleben.

Festakt

Nachdem die Festrednerin Sylvia Stierstorfer, MdL im Vorfeld darum bat, ob Sie Ihre Ansprache zeitlich vorverlegen darf, wurde der gesamte Festakt spontan unmittelbar hinter den Festgottesdienst vorverlegt. Die geladenen Ehrengäste waren anwesend und so konnten alle den Ausführungen der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Vertriebene und Aussiedler folgen.

Zu Beginn des Festaktes begrüßte Bundesvüarstäiha Volker Jobst die Ehrengäste, die Mouhmen und Vettern aus den Gmoin und die Egerland-Jugend sowie die Festkapelle. Er ging darauf ein, dass der Bund der Egerländer Gmoin e.V. die Kultur des Egerlandes seit über 110 Jahre hochhält und Kultur auch nichts Verstaubtes und Ewiggestriges ist. Auch ist der Erhalt und die Fortentwicklung der Egerländer Kultur in der Satzung des Bundes der Egerländer Gmoin festgeschrieben.

Bundesjugendführer Alexander Stegmaier bekräftigte im Namen seiner Egerland-Jugend, dass es auch Ziel der Jugend und der jüngeren Egerländer sei, das Brauchtum und die Kultur unserer Vorfahren zu erhalten.

Oberbürgermeister Oliver Weigel dankte dem Bund für die Ausrichtung des Egerlandtages und des Treffens der Jugend. Oliver Weigel erzählte mit berechtigtem Stolz von der Eröffnung des Musemscafes im Egerland-Kulturhaus und der guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Bundesvüarstäiha Jobst und dem Bundesvorstand des Bundes der Egerländer. Er wisse das ehrenamtliche Engagement der Egerländer in der gesamten Verbandsstruktur sehr zu schätzen.

Frau Stierstorfer ist auf Einladung des Bundesvorstandes zum Egerlandtag nach Marktredwitz gekommen, um die Festrede zu halten. Ihre Festrede ist nach dem Bericht zu lesen.

Offenes Tanzen und Singen Der Egerland-Jugend (EJ)

Im Anschluss an den Festakt hat die EJ ihren, am Egerlandbrunnen geplanten, Auftritt ebenso spontan ins Zelt verlegt. Über der Region braute sich ein ungemütliches Wetter zusammen, was diese Entscheidung veranlasste. Die anwesenden Gruppen der EJ zeigten schmissige Volkstänze, brachten sehr schöne egerländer Lieder zum Vortrag und zeigten ihre schönen Trachten. Begleitet auch hier von der Gartenberger Bunkerblasmusik aus Geretsried.

Im Zelt wurden die Gäste und die EJ kulinarisch durch einen Caterer aus der Region verpflegt. Ein Festwirt für unseren Egerlandtag ist leider nicht mehr zu finden. Vor dem Zelt hat sich auf unseren Wunsch noch kurzfristig ein Imbisswagen mit vielseitigen Leckereien platziert. Ebenso konnte sich das Museumscafe über das Festwochenende über zahlreiche Gäste aus unseren Reihen freuen.

Der Sonntagnachmittag verging dann mit der musikalischen Unterhaltung durch unsere Festkapelle aus Geretsried unter der Leitung von Roland Hammerschmied.

Zum Schluss meines Berichtes möchte ich all jenen danken, die durch ihre Vorarbeit, die Arbeit vor Ort und die Arbeit nach dem Treffen ein solches Heimattreffen erst möglich machen. In meinen Dank schließe ich jene ein, die durch ihren Besuch des Egerlandtages und des 49. Bundestreffens der Egerland-Jugend die Organisation solcher Tage auch erst lohnend machen.