Frühjahrstagung 2013 in Hungen

Frühjahrstagung 2013 in Hungen

Rund 50 Teilnehmer konnten Landesvüarstäiha Bernhard Glaßl und die Landeskulturwartin Gerlinde Kegel am 23. März zur Landesfrühjahrstagung des Landesverbandes Hessen begrüßen. Zunächst gab Bernhard Glaßl einen Überblick der aktuellen Entwicklung des Landesverbandes. Danach gab es Kurzberichte der Gmoin. Die Entwicklung zeigt das bekannte Bild des Rückgangs der Mitgliederzahlen und die Auflösung einzelner Gmoin. Der Altersdurchschnitt steigt und die Zahl der aktiven Mitglieder sinkt bei fast allen Gmoin. Mit dem bunten, von Gerlinde Kegel zusammen gestellten und präsentierten Programm, erlebten die Teilnehmer der Veranstaltung einen schönen Tag.

Den Auftakt übernahm Margaretha Pichl-Wolf, Bensheim, mit dem Thema “Heidnische Wurzeln des Egerländers”. Egerländer sind anders, so ihre Erfahrung als Kind im Flüchtlingslager Bad Kissingen. Und der Gedanke “Warum?” hat die gebürtig aus Luck im Kreis Luditz stammende Referentin bis heute beschäftigt. So ging sie mit den Anwesenden auf Spurensuche. Beginnend mit einem Grab, in dem der Tote in Hockstellung saß und um das sich – in Unkenntnis der Bestattungsform – viele Geschichten rankten. Mit unserem heutigen Wissen war es ein Kelte und die Beerdigungsform war um 5.600 bis 2.200 vor Christus üblich. Das Egerland im Stammland der Kelten, die nie vertrieben wurden, sich anpassten und immer verblieben – erklärt das die Besonderheit der Egerländer? Ja, so die Referentin, sie sieht die Egerländer als Nachfahren der Kelten. An der Vermischung von keltischen und christlichen Traditionen, wie beispielsweise Besonderheiten des Heiligen Abends, zeigte sie Überlieferungen und Zusammenhänge auf. So ist die neunerlei Speisenregelung für das Festmahl in Verbindung mit der “9” als magischer Zahl der Kelten zu sehen. Die Kelten versuchten die Urmächte vom Samain-Fest fernzuhalten. Dazu verbarrikadierten sie die Zugänge. Möglicherweise liegt hier die Erklärung für das Verschließen der Haustüren im Egerland am Heiligen Abend. Mit vielen Detailinformationen, wie der Begründung für die Anteile und Inhalte einzelner Speisen am Mahl sowie den darauf basierenden Bräuchen, belegte sie ihre aufschlussreiche Untersuchung.

Die Forschungsergebnisse von Dr. Hermann Braun, unter anderem mit dem Egerländer Wörterbuch und dem Egerländer Schimpfwortkalender, bildeten die Basis des Beitrags von Jürgen Zuber und Christa Voigt, den Kulturwarten der Limburger Gmoi. Gekonnt vermischten sie Textbeiträge, Gedichte und Musik, so dass kein Auge trocken blieb. Das Egerland als überwiegendes Bauernland und die im Gegensatz zu “Großkopferten Stoodaran” verwendete Sprache, führt zur Aussage “mir ria(d)n wöi uns da Schnoow´l g´wachsen is.” Und auch das Sprachverständnis ist etwas abweichend, als Schimpfworte im Hochdeutschen empfundene Worte, werden in der Egerländer Mundart oftmals noch als “lieb” aufgefasst. Eine Eigenschaft, die auch das Bayerische kennzeichnet. Beispiele, wie die auf “sehr” basierenden Steigerungen, führten zu seltsamen Wortschöpfungen. Danach ist ein Bou so beispielsweise nicht nur “dick”, sondern “argh dick” oder gar “sur argh dick”. 732 Schimpfworte umfasst der Egerländer Schimpfwortkalender, von denen auch im Schaltjahr für jedes männliche und jedes weibliche Wesen ein Schimpfwort bereit stand. Und zugleich folgten Beispiele mit den personenbezogenen Schimpfworten der Anwesenden. Jürgen Zuber brachte es auf den Punkt “früher als Kind wäre ihnen dafür der Arsch versohlt worden”. Jetzt war die Folge anders, es folgte großer Beifall.

Im Anschluss an die Bilderpräsentation vom Landestreffen 2012, zusammengestellt von Adolf Schmidt, folgte eine Trachtenanalyse. Gudrun Ramisch stellte Bilder des Trachtensammlers Andree Metz und die damit verbundenen Zuordnungsprobleme von Trachten vor. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Mona Hafer stellte Einzelheiten der von der Egerland-Jugend für Anfang Mai geplanten Fahrt ins Egerland vor.

Fröhlich vereint teilten sich nach dem Mittagessen die Egerland-Jugend Hessen (mit Tänzern aus Dillenburg, Herborn, Hungen, Offenbach), Karl Huyer und Edi Fenkel das weitere Programm. Zu den Tanzvorführungen gehörten “Howansook”, “Sprötzer Achterrüm” und “Jägerneuner”. Gesungen wurden der “Roußbuttnbou” und “A schäi(n)s Liedl an Eghalånd”. Zum Gemeinschaftsereignis entwickelte sich der “Schäin Lustigh”, der nach anfänglichen Zögern doch weitere Mittänzer fand.

Karl Huyer und Edi Fenkl brillierten mit mehreren Gedichten, so mit “Zum eigenen 60.iger” von Josef Urban und Ernst Booy´s “Der Andres und D Wawa”. Mit Josef Urban als Texter ging auch das offizielle Programm zu Ende, sangen doch (fast) alle Teilnehmer gemeinsam “Wåiß a Bankl”.

Hans-Jürgen Ramisch,
Landespressewart Hessen